"Die europäische Wirtschaft ist ein Supertanker – sie wendet langsam"
Die Fondsgesellschaft Schroders sieht mit Blick auf 2018 Aufwärtspotenzial für europäische Aktien. Nach Überzeugung von Rory Bateman, Head of UK & European Equities, sind aufgrund von drei Faktoren starke Kurszuwächse im kommenden Jahr möglich: steigende Gewinnmargen der Unternehmen, niedrigere Inflation und sinkende Korrelationen. „Selbst nach den jüngsten Kursgewinnen sind wir für den gesamteuropäischen Aktienmarkt im Jahr 2018 weiterhin positiv gestimmt. Der MSCI Europe Index hat seit Jahresbeginn um 9,3 Prozent zugelegt, und die langfristigen Bewertungen in Europa nähern sich ihren historischen Durchschnittsniveaus“, so Bateman.
„Die europäische Wirtschaft ist ein Supertanker, der nur langsam den Kurs ändert oder Fahrt aufnimmt“, erklärt Bateman. Nach der globalen Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise sei die wirtschaftliche Erholung der Region jetzt in vollem Gange. Die bessere Konjunktur stützt die Nachfrage. Infolgedessen seien die europäischen Unternehmen profitabler geworden. Das liegt zum Teil an der größeren Preismacht, das heißt konkret an der Fähigkeit der Unternehmen, die Preise zu erhöhen, ohne Nachfrage zu verlieren, so Bateman. Hinzu komme der operative Hebel: Freie Kapazitäten in der Wirtschaft werden genutzt, sodass die Unternehmen bei stabilen Kosten mehr produzieren können. Keine Deflation in Sicht Eine weitere gute Nachricht für Aktienanleger ist, dass sich das Deflationsgespenst zurückgezogen hat, aber die Inflation im Rahmen bleibt. Das ist mehreren Faktoren zu verdanken, wie demografischen Veränderungen und disruptiven neuen Technologien. „Nach unserer Einschätzung wird die Inflation niedrig bleiben, jedoch über den extrem tiefen Niveaus von vor ein paar Jahren liegen“, so Bateman.
„Doch trotz der jüngsten Verbesserung weisen europäische Unternehmen immer noch niedrigere Gewinnmargen auf als ihre US-Pendants. Das steht im Kontrast zu den 2000er-Jahren, als die Gewinnmargen in beiden Regionen sehr ähnlich ausfielen“, hält Bateman fest. „Es wird wohl Jahre dauern, bis diese Lücke geschlossen ist. Wenn die Gewinnmargen dank des stärkeren Wachstums in Europa weiter steigen, könnten die Unternehmen die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen.“
„Unserer Meinung nach dürften Aktien nächstes Jahr maßgeblich durch einen weiteren Faktor Auftrieb erhalten: sinkende Korrelationen zwischen den Sektoren“, stellt Bateman fest. Die Korrelation misst, inwieweit sich Aktien oder Sektoren gleich verhalten. In den zurückliegenden Jahren hätten in erster Linie makroökonomische Faktoren wie die quantitative Lockerung der Notenbanken die Entwicklung der Aktienmärkte bestimmt. „Jetzt hat ein Gegentrend eingesetzt: Die Korrelationen – sowohl zwischen als auch innerhalb von Sektoren – sinken, und wir glauben, dass dieser Trend anhalten wird. Die makroökonomischen Faktoren sorgen bei vielen Unternehmen immer noch für künstlich hohe Aktienkurse. Die Notierungen anderer Unternehmen werden dagegen durch starke Fundamentaldaten – und damit zu Recht – gestützt. Wenn die Aktienkorrelationen sinken, wird der Markt unseres Erachtens die Unterschiede zwischen den Unternehmen deutlich zum Ausdruck bringen“, sagt Bateman. „Das schafft ein günstigeres Umfeld für unseren Anlageansatz, der auf der Einzeltitelanalyse beruht. Bei niedrigeren Korrelationen dürften Mehrerträge erzielt werden, indem man die richtigen Einzeltitel wählt, statt auf allgemeine Makrothemen zu setzen“, so Bateman.
Quelle: Marktkommentar Schroders
Schroders plc ist eine unabhängige Vermögensverwaltung mit Sitz in London. Das 1804 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit über 4.100 Mitarbeiter auf sechs Kontinenten und betreut ein Vermögen von 488,3 Milliarden Euro für private und institutionelle Anleger. (Stand: 30. September 2017) (JF1)