Die globalen Börsen erwartet ein unruhiger Herbst
Die Impulslosigkeit und latente Fragilität der vergangenen Wochen ist typisch für die aktuelle Phase im jährlichen Börsenzyklus, schreibt Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation beim Bad Homburger Investmenthaus Feri-Gruppe, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Im Spätsommer weist das Marktgeschehen häufig eine erhöhte Volatilität und die Neigung zu Korrekturen auf, erklärt Baitinger. Dieser saisonale Effekt werde durch den erneuten Zinsdruck noch verstärkt. So sind die wegweisenden Marktzinsen auf US-amerikanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren spürbar angestiegen und haben sich mittlerweile fest oberhalb der Vier-Prozent-Marke etabliert. Der Hauptgrund für diese Entwicklung seien die unverändert robusten US-Makrodaten. Hinzu komme die Absicht des US-Finanzministeriums, in den kommenden Monaten ein deutlich höheres Anleihevolumen zu emittieren als ursprünglich vorgesehen, sowie die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch. Alle diese Faktoren schaffen die Voraussetzungen für ein restriktives Zinsumfeld in den kommenden Quartalen, so Baitinger weiter. Für die globalen Börsen sei das laut dem Experten ein veritables Risiko. Denn die mittlerweile recht hohen Bewertungen an den globalen Börsen seien mit Langfristzinsen von mehr als vier Prozent nicht vereinbar. Da das Zinsniveau in den nächsten Monaten voraussichtlich hoch bleibt, seien zinsgetriebene Korrekturen an den Märkten nicht ausgeschlossen. Damit stehen Anlegern unruhige Herbstmonate bevor, meint der Experte.
Laut Baitinger können die Märkte aus China derzeit keine Entlastung erwarten. Die wirtschaftliche Lage sei dort mittlerweile derart prekär, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr sinken. China habe damit, anders als die Industrieländer, mit einer echten Deflation zu kämpfen. Die sehr schwachen Handelsdaten und die enttäuschenden Daten zur Kreditvergabe bestätigten das fragile makroökonomische Gesamtbild. Dass gerade die Kreditnachfrage trotz gesenkter Leitzinsen und generell gelockerter Finanzierungskonditionen schwach bleibt, sei ein klares Symptom einer Bilanzrezession. Dabei seien private Haushalte und Unternehmen dermaßen überschuldet, dass sie zu verstärkten Sparanstrengungen gezwungen seien. Unorthodoxe Maßnahmen zur Stimulation der Wirtschaft wären in dieser Situation aus Sicht von Baitinger wirkungsvoller, seien aber nicht gewünscht, da dadurch die ökonomischen Ungleichgewichte verstärkt würden. China dürfte angesichts dieses Dilemmas im Jahresverlauf nicht nennenswert zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen. Dies würde vor allem die Eurozone und die Emerging Markets belasten, die jeweils einen hohen Bezug zu China und dem Welthandel haben, so Baitinger abschließend. (DFPA/JF1)
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von rund 54 Milliarden Euro, darunter rund 18 Milliarden Euro alternative Investments.