Diese fünf Top-Risiken fordern Risiko- und Versicherungsmanager heraus
Politische Unsicherheiten, Naturgefahren, aber – allen voran – Verluste, die aus ESG -Verpflichtungen erwachsen, werden die Risikomanager in deutschen Unternehmen nächstes Jahr beschäftigen. Zu diesem Schluss kommt der international tätige Versicherungsmakler WTW und mahnt Unternehmen, ihr Risikomanagement grundlegend zu verändern: „Es kommen zu viele neue, bisher unbekannte Risiken auf Organisationen zu, als dass man weiterhin ‚Risikomanagement im Rückspiegel‘ betreiben könnte“, erklärt Mathias Pahl Head of Corporate Risk & Broking bei der Beratungsgesellschaft Willis Towers Watson (WTW).
„Risikoentscheidungen zu Klima- oder Cybergefahren können nicht auf Vergangenheitswerten basieren – die sogenannten ‚Emerging Risks‘ zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch fehlende historische Daten kaum oder nur schwer zu bewerten sind.” In diesem Jahr werden neu aufkommende Risiken an Bedeutung gewinnen. „Die Aufgabe der Unternehmen liegt darin, deren Wahrscheinlichkeit für die eigene Organisation zu antizipieren, die möglichen Folgen abzuschätzen und im Rahmen einer Gesamt-Risikostrategie abzusichern“, so Pahl.
Eines der Top-Risiken: Nachhaltigkeitsverpflichtungen, ESG-Kriterien fließen zunehmend in die Unternehmensbewertung ein und werden zum Erfolgsfaktor bei der Beschaffung von Kapital. „ESG zwingt zum Umdenken, denn die Kriterien zählen seit diesem Jahr auch in der Versicherung zum regulatorischen Standard“, erläutert Monika Behrens, Geschäftsführerin der Willis Towers Watson Versicherungsmakler. „Firmen, die diese Standards nicht erfüllen, riskieren, dass sie künftig keinen adäquaten Versicherungsschutz mehr erhalten.“ Insgesamt steige der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden, um ihre eigene Auswirkung auf das Klima zu minimieren.
Zweites Top-Risiko laut Analyse: Klimarisiken. Bereits heute führen Überschwemmungen, Hitzewellen oder kriegerische Auseinandersetzungen um Wasser die Liste der Klimarisiken an. Jedes Unternehmen könne die daraus resultierenden Bedrohungen nur individuell für sein Geschäft und seine Standorte bewerten. Dafür seien moderne Tools und umfassende Datenbanken nötig, die aufzeigen können, mit welchen Schäden etwa in einer bestimmten Region gerechnet werden muss. Auch Cyber-Gefahren gehören zu den Unsicherheiten: Aufgrund massiv gestiegener Cyber-Schäden zeichnen Versicherer dieses Risiko immer zurückhaltender. 2022 werden die verfügbaren Kapazitäten weiter reduziert, sodass vor allem Großunternehmen kaum noch ausreichend Versicherungsschutz erhalten. „Um weiterhin Cyber-Deckungen zu bekommen, müssen Unternehmen proaktiv die Schwachstellen in ihren IT-Systemen identifizieren und ausbessern“, sagt Behrens. Politische Risiken zählen ebenfalls zu den größten Unsicherheiten. Unternehmensverluste durch politische Turbulenzen – etwa durch Kriege, den Brexit oder Covid-19 – nehmen weltweit zu. Unternehmen sollten politische Spannungsfelder genau beobachten, um auf mögliche Auswirkungen gefasst zu sein.
Die Pandemie bedrohe zudem die Stabilität in Unternehmen. Die Folgen von Corona seien in vielen Unternehmen noch nicht abschätzbar und spiegelten sich auf vielen Ebenen wider: Vielen gemeinsam ist die Sorge vor der wachsenden Inflation. Diesbezüglich müssten bestehende Verträge und Versicherungssummen noch einmal überprüft werden, insbesondere in den Bereichen Sachversicherung und bei der Versicherung von Kostenpositionen. (DFPA/mb1)
Willis Towers Watson plc gehört zu den weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Advisory, Broking und Solutions. Es ist Anfang 2016 aus dem Zusammenschluss von Towers Watson und Willis Group Holdings hervorgegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Dublin beschäftigt 45.000 Mitarbeiter in über 140 Ländern und Märkten.