Dr. Jens Erhardt: Aktien dürften Anleihen auch 2018 schlagen

Skeptiker sehen in den amerikanischen Börsenbewertungen, die im Vergleich zu Europa rund 20 Prozent und gegenüber den Schwellenländern noch teurer sind, eine Baisse-Gefahr. Gewinnbewertungen haben allerdings in der Vergangenheit als Timing-Instrument für die Börsenentwicklung selten funktioniert, erinnert der Dr. Jens Erhardt, Gründer des Vermögensverwalters DJE Kapital, in seinem „Marktausblick 2018“. Ausschlaggebend bleibe die Frage, ob die monetäre Gegenbewegung 2018 zu groß wird oder nicht. Das heißt, ob Anleihen wieder attraktiver werden als Dividendenpapiere oder Wachstumsaktien. Solange Anleihen mit ihrer Rendite weltweit keine Alternative darstellen, dürften die Aktienmärkte positiv tendieren, schreibt Erhardt.

„Sollten die Zinsen wegen guter Konjunktur und steigender Inflation wieder anziehen, dann bringen Anleihen nicht nur unattraktive Zinsen, sondern auch erhebliche Kursgefahren bei länger laufenden Titeln mit sich“, sagt Erhardt. Amerikanische Unternehmensanleihen wären dann gefährdet, da die Zinsen in den USA im historischen Vergleich niedrig sind. Da die Bilanzrelationen im Durchschnitt schlecht seien, wäre im Falle einer Rezession die Gefahr für Zahlungsausfälle bei Unternehmensanleihen groß. Wie die Finanzkrise des Jahres 2007 in den USA gezeigt hat, würden die Hauptgefahren für das Finanzsystem in der Zahlungsunfähigkeit privater Wirtschaftsteilnehmer liege. Erhard hält es für möglich, dass die Notenbanken in der nächsten Krise Unternehmen durch den Aufkauf von Unternehmensanleihen retten würden. Es gelte, sich weiter auf unorthodoxe Maßnahmen einzustellen, heißt es im Marktkommentar.

Zudem müsse sich zeigen, ob Wirtschaftseinbrüche oder Finanzkrisen auch dann noch von den Notenbanken erfolgreich gemeistert werden können, wenn die Inflationsraten ansteigen sollten. Aktien und andere Sachwerte dürften in einem solchen Falle aussichtsreicher und geschützter sein als Nominalwerte wie Anleihen, meint Erhardt. Trotz aller Unsicherheiten über die zukünftige weltweite Konjunkturentwicklung hält Erhardt es für ratsam, in Aktien investiert zu bleiben. Inflationsgefahren oder auch geopolitische Risiken dürften sich mit einer soliden Aktienanlage am besten steuern lassen.

Im Hinblick auf eine relativ niedrige Arbeitslosenquote, allerdings mit wenig Potenzial für Beschäftigungszuwachs und eine vergleichsweise niedrige Produktivität, dürfte das Wachstum trotz der Trump-Maßnahmen auch in Zukunft begrenzt bleiben, schreibt der Vermögensverwalter. Dies habe den Vorteil, dass die US-Notenbank wahrscheinlich nicht verstärkt monetär bremsen dürfte, was wiederum dem Aktienmarkt helfen sollte. Erhardt schätzt, dass die Steuersenkung die amerikanischen Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren um rund eine Billion US-Dollar erhöhen wird. „Staatsschulden sind aber bekanntermaßen nicht das Problem für Konjunktur und Börsen, da Notenbanken weiterhin helfend eingreifen werden“, fügt er hinzu.

Störend könnte sich für einen neuen US-Konjunkturaufschwung ein erneuter Anstieg des Dollars auswirken. Eine Euro-Aufwertung wie 2017 wäre konjunkturell und börsenmäßig Rückenwind für die Wall Street. Die Europäische Zentralbank (EZB) würde weiterhin alles tun, um den Euro unterbewertet zu halten. Aktuell handele der Euro gegenüber dem US-Dollar mit einem Abschlag von rund 15 Prozent. Sollte der neue EZB-Präsident ab November 2019 die Draghi-Politik nicht fortsetzen, könnte sich der Euro erholen. Die Börse könnte eine solche Entwicklung frühzeitig vorwegnehmen. Insgesamt dürfte der in Euro denkende Anleger gut beraten sein, auch 2018 Fremdwährungen weitgehend abzusichern, empfiehlt Erhardt.  Eine Ausnahme könnte der Yen bilden.

Mit Blick auf die niedrigen Bewertungen sollten an den asiatischen Börsen Indexsteigerungen möglich sein. Die Konsumenten in China seien halb so hoch verschuldet wie in den USA. Real ist China bereits heute die größte Volkswirtschaft der Welt vor den USA. Das zeige der mit 28 Millionen gegenüber 17 Millionen Stück höhere Autoabsatz pro Jahr. Auch das Volumen der Online-Wirtschaft sei in absoluten Zahlen deutlich vor den USA. Da das chinesische Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung weniger als einem Fünftel des US-Bruttosozialprodukts entspricht, wird China nicht sehr schnell an seine Wachstumsgrenzen stoßen, lautet die Prognose.

Die Bewertungen seien in einzelnen Aktienbereichen vorausgelaufen. Entsprechend würde es sich laut Erhardt lohnen, Nachzügler zu analysieren beziehungsweise defensivere Branchen in Betracht zu ziehen. Für die Börse wäre es weniger entscheidend, ob die Konjunktur gut wächst, als vielmehr, mit welcher Dynamik sich die Wachstumsraten verändern. Aktien aus dem Gesundheits- oder Energiesektor sind für Erhardt Beispiele dafür. Diese hätten oft den Vorteil, dass sie recht hohe Dividenden zahlen. Dividenden sind ein Kriterium, dass im Jahr 2017 nicht im Fokus der Anleger stand, heißt es im Marktkommentar.

Quelle: Marktkommentar DJE

Die DJE Kapital mit Sitz Pullach bei München ist eine unabhängige Vermögensverwaltung. Das Unternehmen verwaltet rund zwölf Milliarden Euro (Stand: 30.11.2017) in den Bereichen individuelle Vermögensverwaltung, institutionelles Asset Management sowie Publikumsfonds. (TS1)

www.dje.de

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