DWS-Hauptversammlung: Umweltorganisationen fordern mehr Klimaschutzambitionen
Die Klima- und Umweltschutzstandards der Fondsgesellschaft DWS sind weiterhin nicht ausreichend, um nach dem Greenwashing-Skandal im letzten Jahr ein glaubwürdiges Zeichen an Aktionäre, Kunden und die allgemeine Öffentlichkeit zu senden. Dies werden die Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen urgewald, Facing Finance und Greenpeace gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre auf der morgigen (15. Juni 2023) Hauptversammlung des Vermögensverwalters betonen. Sie fordern von der DWS, den von CEO Dr. Stefan Hoops in seiner Hauptversammlungsrede betonten „Schwerpunkt Klimawandel“ endlich ernst zu nehmen und sich nicht mehr verbal hinter Appellen an die „globalen Gemeinschaft“ zu verstecken.
Die DWS sei weiterhin ein bedeutender Investor in fossile Energien, die die Haupttreiber des Klimanotstandes sind. Laut urgewald-Recherchen hielt die DWS Stand Januar 2023 rund 17,6 Milliarden US-Dollar an Aktien und Anleihen von fossilen Unternehmen. Sie belegte damit international zusammen mit der Mutter Deutsche Bank Rang 38 von mehr als 6.500 untersuchten institutionellen Investoren. Mehrheitlich sind die fossilen Unternehmen, in die die DWS investiert, der Öl- & Gasbranche zuzuordnen (11,6 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 66 Prozent). Insgesamt 5,4 Milliarden US-Dollar waren zum Recherchezeitpunkt in die vier Ölriesen Total Energies, ExxonMobil, Chevron und Shell investiert. Die entsprechenden Aktienbestände der DWS Investment in diese vier Unternehmen blieben im Jahr 2022 laut der Umweltorganisationen durchgängig stabil beziehungsweise wurden im Fall von Shell sogar erhöht.
Die DWS habe am 6. April eine längst überfällige Kohlerichtlinie veröffentlicht. Der Vermögensverwalter kündigte hierin einen Kohleausstieg bis 2030 in EU- und OECD-Ländern sowie bis 2040 weltweit an und führte sofortige Investitionsbeschränkungen für den Kohlesektor ein. urgewald begrüßte die neue DWS-Richtlinie, insbesondere weil sie Investitionen in expandierende Kohleunternehmen entlang der Kohlewertschöpfungskette ein sofortiges Ende setzt. Julia Dubslaff, Finanz-Campaignerin bei urgewald: „Unsere Recherchen zeigen allerdings, dass der Elefant im Raum bei der DWS die Öl- und Gasindustrie ist. Dies ist durchaus symptomatisch für die gesamte Vermögensverwalterbranche. Allerdings hat die DWS wegen des Greenwashing-Skandals und als Marktführer in Deutschland eine erhöhte Verantwortung, klare Zeichen zu setzen und wirklich im Einklang mit der Klimawissenschaft zu sein. Sie muss schnellstmöglich eine neue Richtlinie für Öl & Gas vorlegen und auch hier bei Expansion eine rote Linie ziehen. Denn ‚Engagement‘ und ‚Transformationsbegleitung‘ sind offensichtlich bei der fossilen Branche vergebene Liebesmüh. Sie zeigt absolut kein Verantwortungsbewusstsein für den globalen Klimaschutz.“
Auffällig seien zudem die umfassenden Investments der DWS in Unternehmen, die für die globale Kunststoffverschmutzung verantwortlich gemacht werden. „Es ist offensichtlich, dass das Management der DWS seinen Verpflichtungen gegenüber den Aktionär*innen und der Öffentlichkeit bisher nicht nachgekommen ist", sagt Greenpeace-Finanzexperte Dr. Mauricio Vargas. „Angesichts dieser Versäumnisse verwundert die exzessive Vergütung des Top-Managements, die allen Prinzipien nachhaltiger Vergütungssysteme widerspricht. Besonders erschreckend erscheint der millionenschwere goldene Handschlag für den Greenwashing-Betrüger Asoka Wöhrmann. Vom Anspruch der DWS, in Sachen Nachhaltigkeit führend zu sein, ist nichts übriggeblieben.” (DFPA/mb1)
Facing Finance e.V. setzt sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld ein und beabsichtigt institutionelle, öffentliche und private Finanzdienstleister, Bank- und Versicherungskunden zu sensibilisieren, nicht in Unternehmen zu investieren, die von Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Korruption und der Herstellung völkerrechtswidriger Waffen sowie von Waffenexporten in Krisenregionen profitieren.