DZ Bank: Zinsmaßnahmen in der Türkei unzureichend
Lange hatte sich die türkische Zentralbank Zeit gelassen die Leitzinsen anzuheben, schreibt die DZ Bank in einem Marktkommentar. Jetzt habe sie im Rahmen einer Notfallsitzung auf den in den vergangenen Wochen zu beobachtenden Einbruch ihrer Landeswährung reagiert. Die Notenbank hob den Referenzzinssatz für Notfall-Liquidität um 300 Basispunkte auf 16,5 Prozent an. Auch hätten politische Vertreter versucht dem Ausverkauf der türkischen Lira entgegenzuwirken. Eine nachhaltige Stabilisierung habe die Zentralbank bislang aber nicht erreicht, heißt es im Kommentar. Weitere Schritte könnten notwendig werden.
Seit Anfang Mai 2018 hatte die türkische Lira gegenüber der Gemeinschaftswährung rund 15 Prozent verloren. Gegenüber dem US-Dollar lag das Minus bei 18 Prozent. Mit ihrer Entscheidung habe die türkische Notenbank Kursgewinne der Landeswährung in der Größenordnung von rund sechs Prozent begünstigt.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, habe wissen lassen, dass sich die Regierung nach den Wahlen am 24. Juni 2018 an die weltweit vorherrschenden Richtlinien für die Geldpolitik halten werde. Ein Sprecher des Präsidenten betonte, dass weitere Schritte zur Stärkung der Lira ergriffen würden, und der türkische Premierminister Binali Yildirim hob hervor, dass die Türkei auch künftig ein offener Markt bleibe.
Das gemeinsame Wirken von Politik und Zentralbank scheine für eine nachhaltige Erholung der Landeswährung nicht zu genügen, merkt die DZ Bank dazu an. So habe die Landeswährung rund die Hälfte der Währungsgewinne wieder eingebüßt. Entscheidend dürfte nach Einschätzung der Experten die Beantwortung der Frage sein, wie es um die Unabhängigkeit der Zentralbank bestellt ist. Um ein klares Signal zugunsten einer vorrangig auf Preisniveaustabilität ausgerichteten Geldpolitik abzuliefern, hat das Ergebnis der Sitzung vom 24. Mai 2018 offenbar nicht ausgereicht, heißt es.
Am 7. Juni steht die nächste planmäßige Sitzung der Notenbank an. Sollte sich die allgemein vorherrschende Stimmung gegenüber Schwellenländerwährungen nicht zeitnah aufhellen, dürften weitere vertrauensbildende Maßnahmen notwendig werden, erklärt die DZ Bank.
Quelle: „Bielmeiers Blog“ DZ Bank
Die DZ Bank AG mit Sitz in Frankfurt am Main ist das Zentralinstitut innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Sie fungiert darüber hinaus als Holding für Verbundunternehmen der DZ Bank-Gruppe und koordiniert die Spezialinstitute innerhalb der Gruppe. (TS1)