Einkommens- und Vermögensverteilung: Deutschland ist ein typischer Wohlfahrtsstaat
Die Nettoeinkommen sind in Deutschland gleicher verteilt als in vielen anderen Industrienationen; mehr Ungleichheit gibt es bei den privaten Vermögen. Die Kombination beider Befunde teilt Deutschland mit anderen wohlhabenden Staaten mit umfassendem Sozialsystem, so eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Die Ungleichheit der Nettoeinkommen – also der Einkommen nach Steuern und Sozialbeiträgen sowie zuzüglich staatlicher Renten- und Transferzahlungen – hat sich in Deutschland zumindest seit 2005 nicht signifikant verändert. Im Jahr 2015, das sind die jüngsten verfügbaren Daten, lag der Gini-Koeffizient bei 0,29. Dieser Koeffizient misst beispielsweise die Einkommens- oder Vermögensverteilung in einem Land. Dabei bedeutet ein Wert von null, dass alle Bürger über das gleiche Einkommen beziehungsweise Vermögen verfügen; ein Wert von eins bedeutet, dass einer alles hat und alle anderen nichts.
Deutschland gehört laut IW-Studie zu den Nationen, in denen das Gefälle der Nettoeinkommen vergleichsweise gering ausgeprägt ist. Deutlich ungleicher sind die Nettoeinkommen in Südeuropa und auf dem Baltikum verteilt.
Ein anderer Befund gilt für die Ungleichheit der Vermögen. Werden sehr hohe Vermögen zu den verfügbaren Daten hinzugeschätzt, beträgt der Gini-Koeffizient in Deutschland 0,79. Diese Größenkategorie sei für wohlhabende Nationen keineswegs untypisch. „Zudem fällt die Vermögensungleichheit insbesondere auch in den europäischen Staaten sehr hoch aus, die wie Deutschland über ein gut ausgebautes staatliches Sozialsystem verfügen“, ordnet IW-Forscherin Dr. Judith Niehues ein. Zum einen sei in diesen Staaten der Anreiz geringer, privates Vermögen aufzubauen, zum anderen verkleinern die für die Finanzierung erforderlichen Abgaben den Spielraum für Vermögensaufbau – insbesondere bei jenen Bürgern mit geringeren Einkommen.
Quelle: Pressemitteilung IW
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. (JF1)