Einzelhandelssegment unter Druck – Prognose für Deutschland eingetrübt
Im vierten Quartal 2018 öffnet sich in Deutschland die Schere immer weiter zwischen der nach wie vor stabilen Lage in den Büro- und Industriesegmenten und der zunehmend angespannten Lage im Einzelhandelssektor. So das Ergebnis der Studie „Germany Commercial Property Monitors” der Berufsorganisation RICS. Das sich verändernde Verbraucherverhalten hin zum Online-Shopping wirke sich negativ auf Einzelhandelsmieter aus, was in der Folge zu höheren Leerstandraten führt. Ganz anders zeige sich die Nachfrageentwicklung bei den Büro- und Industrieobjekten in Deutschland. Dort kann 2019 mit weiteren Preisanstiegen gerechnet werden.
Eva-Maria Neuhaus, Vorsitzende der Professional Group (PG) Commercial Property der RICS Deutschland: „Aufgrund der Produktverknappung ziehen die Mietpreise in Deutschland im Büro- und Industriesegment in A-Lagen nach wie vor an und stützen damit den schwächeren Markt in B-Lagen, so dass insgesamt diese Segmente weiterhin stabil bleiben. Der Trend im stationären Einzelhandel setzt sich nach unten fort, die Logistikbranche verzeichnet Zuwachs. Dies ist die Ausgangslage mit der wir in das Jahr 2019 starten.“
Der RICS-Mietmarktindex Occupier Sentiment Index (OSI) stieg im vierten Quartal um 24, ein Wert nahe am Durchschnitt der drei Vorquartale. Dieses Ergebnis spiegele die weiterhin dynamische Entwicklung auf dem Mietmarkt wider. Allerdings ist festzuhalten, dass die Mietanfragen für Büro- und Industrieflächen zwar gestiegen sind, aber die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen sich bereits im dritten Quartal in Folge rückläufig entwickelt. Gleichzeitig stieg die verfügbare Netto-Mietfläche von Einzelhandelsobjekten zum vierten Mal in Folge, was Vermieter dazu veranlasste, den Mietern höhere Incentives zu gewähren. Im Gegensatz dazu sanken die Leerstandsraten und Mietanreize im Büro- und Industriesegment.
Die Prognosen hinsichtlich der Mietpreisentwicklung im Einzelhandelssegment in den kommenden zwölf Monaten wurden im Vergleich zu den Ergebnissen des dritten Quartals nach unten revidiert. Die Branchenexperten erwarten nun einen Rückgang von vier Prozent bei zweitklassigen Flächen und ein unverändertes Preisniveau für erstklassige Flächen. Die Prognosen für die übrigen Anlageklassen blieben mehr oder weniger unverändert, wobei die Erwartungen für erstklassige Büroflächen am Positivsten sind.
Laut dem Investmentindex RICS Investment Sentiment Index (ISI) stiegen Investmentanfragen sowohl im Büro- als auch im Industriesegment, mit sehr ähnlichen Wachstumsraten wie im Vorquartal. Währenddessen stagnierte die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen. Dies war somit das erste Quartal seit dem Jahr 2009, in dem kein Nachfrageanstieg verzeichnet wurde. Das für Investitionen verfügbare Objektangebot ging in jedem Marktsegment erneut zurück.
Auch wenn die Wertsteigerungsprognosen für die kommenden zwölf Monate für zweitklassige Einzelhandelsobjekte negativ und für erstklassige Objekte unverändert ausfallen, so ist die Prognose in allen verbleibenden Assetklassen positiv. Im weiteren Verlauf des Jahres ist in Berlin mit den höchsten Preissteigerungen zu rechnen, während die Prognosen für Frankfurt und München unter dem landesweiten Durchschnitt liegen. Die pessimistischste Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung des Preisniveaus wurde für das Einzelhandelssegment in Hamburg gegeben, wo die Preise in B-Lagen den Erwartungen nach um über sechs Prozent fallen werden.
Quelle: Pressemitteilung RICS
The Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) wurde 1868 in Großbritannien gegründet und erhielt 1881 die königliche Charta. Heute ist sie eine weltweit tätige Berufsorganisation, die 118.000 Immobilienexperten rund um den Globus repräsentiert. RICS Deutschland zählt 1.500 Mitglieder und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. (JF1)