ELTIF-Marktvolumen deutlich größer als gedacht
Seit dem Jahr 2015 ermöglichen European Long Term Investment Funds (ELTIF) vermögenden Privatanlegern den Zugang zu illiquiden Anlageklassen wie Infrastruktur. Nach einem verhaltenen Marktstart haben Angebot und Nachfrage nach den Produkten in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich angezogen. Auf Basis einer repräsentativen Umfrage unter Anbietern beziffert das Analysehaus Scope das in ELTIF investierte Kapital auf rund 7,5 Milliarden Euro.
Laut Scope ist die Assetklasse Private Debt am häufigsten vertreten: ELTIF, die in private Kreditfinanzierung investieren, vereinen 36 Prozent des platzierten Volumens. Zweitstärkstes Anlagesegment ist mit 31 Prozent Infrastruktur. In Private-Equity-ELTIF sind rund 26 Prozent des Vermögens angelegt. Die restlichen sieben Prozent stecken in ELTIF, die sich in mehreren Assetklassen engagieren.
Nahezu die Hälfte des ELTIF-Kapitals (46 Prozent) ist in Produkten platziert, die professionellen Investoren vorbehalten sind. 54 Prozent stecken in Produkten, die sowohl für private als auch für professionelle Kunden zugelassen sind.
Die regional größten Märkte in Europa sind Italien und Frankreich. Der italienische ELTIF-Markt wird von Privatanlegern dominiert, die unter bestimmten Bedingungen von steuerlichen Anreizen profitieren können. Der französische ELTIF-Markt ist vor allem ein Markt für professionelle Investoren und hat die längste Historie in Europa.
Der ELTIF-Markt in Deutschland hängt hinterher. Neben einer durch die Finanzkrise 2008 ausgelöste Skepsis gegenüber geschlossenen Produkten, behindere laut Scope zudem die komplexe Abwicklung mit teilweise hohem manuellem Aufwand den Vertrieb im fragmentierten deutschen Bankenmarkt mit zusätzlich vielen unterschiedlichen Fondsplattformen. ELTIF wurden deshalb in Deutschland bislang vor allem in Private-Wealth-Einheiten von Großbanken platziert, die die Abwicklung im eigenen Haus durchführen. Allerdings gebe es in jüngster Vergangenheit auch positive Beispiele dafür, dass der ELTIF auch abseits der Großbanken in Deutschland ankommt. Sowohl im Vertrieb der Private-Banking-Einheiten als auch bei den Abwicklungsplattformen setzen Lernprozesse ein.
Als weiterer Wachstumstreiber für den ELTIF-Markt könnte sich die aktuell innerhalb der EU diskutierte Gesetzesnovelle erweisen, die die Rahmenbedingungen für das Angebot und den Vertrieb von ELTIF durch weniger Restriktionen optimieren soll. Außerdem wäre die Etablierung eines Sekundärmarkthandels förderlich, da gerade gehobene Privatkunden die Illiquidität der allermeisten ELTIF-Produkte teilweise als Hürde empfinden. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung aus Italien, dass insbesondere nationale steuerliche Anreize ein großer Treiber für das Wachstum des ELTIF-Markts sein können.
Laut Scope wünschten sich nicht nur Anleger und Anbieter eine stärkere Verbreitung. Auch die EU dürfte daran Interesse haben. ELTIF könnten sich als schlagkräftiges Instrument bei der Umsetzung des europäischen Green Deals erweisen, weil sie Investitionen in Sachwerte und Infrastruktur fördern. Demnach spricht vieles dafür, dass sich die zuletzt beobachtete Dynamik am ELITF-Markt fortsetzen wird, heißt es im Scope-Bericht. (DFPA/JF1)
Die Scope Analysis GmbH ist Teil der Scope Group, mit Sitz in Berlin. Die Scope Analysis GmbH ist spezialisiert auf die Analyse und Bewertung von Asset-Management-Gesellschaften, Investmentzertifikaten sowie Mutual Funds und Alternativen Investmentfonds aus den Bereichen Immobilien, Schiff- und Luftfahrt, Erneuerbare Energien und Infrastruktur.