EM-Unternehmensanleihen: "Die Fundamentaldaten sind weiterhin positiv"
Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Markets, EM) sollten in den kommenden Jahren solide Renditen erzielen. Davon ist Thomas Rutz, Schwellenländer-Experte beim Finanzdienstleister Mainfirst überzeugt. „Die Fundamentaldaten von EM-Unternehmen sind nach wie vor stark und sie haben mehr Handlungsspielraum als Unternehmen in entwickelten Ländern“, sagt Rutz. Aus seiner Sicht sind viele Unternehmensanleihen aus Schwellenländern derzeit sehr attraktiv. Die Anleihen im JP Morgan Corporate Emerging Market Bond Index (CEMBI) zum Beispiel hätten ein identisches Risiko-Rendite-Profil wie US-High-Yields und EUR-High-Yields. Zudem hätten viele EM-Unternehmen noch Aufwärtspotenzial, da sie derzeit viel weniger ausgelastet seien. Im Gegensatz zu Industrieländern seien Schwellenländer frühzyklisch oder höchstens in der Mitte des Zyklus. Daher bestehe noch viel Potenzial.
Rückblickend hätten EM-Assets in Relation zu vergleichbaren Anlagen in den entwickelten Märkten deutlich bessere risikoadjustierte Renditen erzielt. So hätten CEMBI-High-Yields aktienähnliche Renditen erzielt, während ihre Volatilität nur ein Drittel so hoch war. Entsprechend habe ein vergleichbares Portfolio ohne Schwellenländerpositionen schwächer performt als eines mit. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren fortsetzten, so die Einschätzung von Rutz. „Die EM- und Grenzmärkte sind sehr heterogen. Auch wenn einige unter Druck geraten sind, hat sich die Mehrheit der Schwellenländer als ziemlich widerstandsfähig erwiesen“, sagt Rutz. Viele von ihnen böten nun attraktive Einstiegsmöglichkeiten: „Seit Dezember 2016 war der High-Yield-Markt nicht mehr so günstig wie jetzt.“
Hinzu kommt, dass die EM-Ausfallraten gegenüber ihrem Höchststand im November 2016 deutlich gesunken seien – „ein Anzeichen dafür, dass wir in einen neuen Kreditzyklus eintreten“, meint Rutz. Die Bilanz vieler Unternehmen verbessere sich. Der globale Wachstumstrend stütze das Gewinnwachstum der Unternehmen und führe zu einem höheren Cash-Bestand sowie einer geringeren Verschuldung. Zudem sind die Rohstoffmärkte ausgeglichen, weshalb Rutz davon ausgeht, dass sich der Rohstoffzyklus auch fortsetzen und Schwellenländern weiteren Auftrieb geben wird.
Rutz hält den Einfluss des US-Dollars bei Investments in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern für begrenzt. Zwar bleibe die Entwicklung der US-Währung ein wesentlicher Faktor für die Performance von Investments in den Emerging Markets. „Viele EM-Unternehmen sichern ihre Währungsrisiken allerdings ab oder erhalten sogar Cashflows in US-Dollar, so dass sich die Stärke des US-Dollars nur begrenzt auf die Bilanz von solchen Unternehmen in Schwellenländern auswirkt oder sogar einen positiven Effekt hat“, so Rutz. EM-Währungen dagegen hätten seit Jahresbeginn im Schnitt rund 14 Prozent an Wert verloren und befänden sich derzeit auf dem Niveau von Anfang 2016. Angesichts der positiven Fundamentaldaten und der breiteren realen Zinsen in den Emerging Markets im Vergleich zu Industrieländern rechnet Rutz allerdings mit einem erneuten Anstieg des Niveaus und auch damit, dass der US-Dollar nicht mehr wirklich stärker werden wird.
In den vier wichtigsten EM-Benchmarkindizes für festverzinsliche Wertpapiere sind bereits mehr als 150 Einzelmärkte enthalten und hier ist noch viel Potenzial nach oben. Im Vergleich dazu gibt es in den Industrieländern maximal 144 Einzelmärkte. Mit anderen Worten: Die Schwellenländer-Märkte sind bereits die vielfältigste festverzinsliche Anlageklasse der Welt.
Quelle: Marktkommentar Mainfirst
Die Mainfirst Bank AG wurde im Jahr 2001 gegründet und ist ein unabhängiges europäisches Kapitalmarktunternehmen, das sich auf Equity Brokerage und Research sowie Equity Capital Markets spezialisiert hat. Das Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter an Standorten in Frankfurt, London, Luxemburg, Mailand, München, New York, Paris und Zürich. (JF1)