"Erneuerbare Energie: EU muss eine Antwort auf US-Regulierung finden"
Die politische Unsicherheit in Europa, die anhaltende Energiekrise und hohe Strompreise prägen die aktuelle Situation, schreibt Øyvind Fjell, Lead Portfolio Manager beim Vermögensverwalter DNB Asset Management in seinem aktuellen Marktkommentar.
Während die Regierungen versuchen, sich von russischem Gas unabhängig zu machen, seien sie gleichzeitig bestrebt, wiedergewählt zu werden, was beispielsweise zur Einführung von Subventionen geführt hat, um die steigenden Energierechnungen der Verbraucher aufzufangen, meint Fjell. Um diese Subventionen zu finanzieren, griffen sie auf Zufallssteuern und Preisobergrenzen für Strom zurück, was zu großer Unsicherheit bei grünen Unternehmen geführt habe.
In Norwegen, Finnland und Schweden stiegen die Aktienmärkte im vergangenen Quartal um rund zehn Prozent, in Dänemark sogar um 15 Prozent. Auf Sektor-Ebene gehörten der Energie- und der IT-Sektor zu den Verlierern, während das Gesundheitswesen und die Industrie ein sehr gutes Quartal verzeichneten. Dies stehe im krassen Gegensatz zum Gesamtjahr 2022, in dem die Sektoren Energie und Grundstoffe die Gewinner waren.
Die Veränderungen in der europäischen Energiesicherheit werden weiterhin den Bedarf an Alternativen wie Solaranlagen auf Dächern und Wärmepumpen sowie aggressivere Genehmigungen für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz vorantreiben, so der Experte. Aber es gebe noch andere Faktoren, die den grünen Sektoren Auftrieb geben, wie beispielsweise die hohen Zinsen, die für langfristige, wachstumsstarke Wachstumswerte wichtig seien, da sie beeinflussen, wie dieses Wachstum in der Zukunft diskontiert wird.
Rohstoffpreise, die möglicherweise ihren Höchststand erreicht haben, seien ein weiterer wichtiger Faktor für Investitionen und Kosten von Produkten aus dem Bereich Erneuerbare Energien wie Windturbinen oder Solarpaneele (was im vergangenen Jahr zu einem massiven Rückschlag für den Sektor führte). Und obwohl die Strompreise stärker gestiegen sind als die Rohstoffpreise, habe die Kombination aus höheren Zinssätzen und den Kosten für die Herstellung von Anlagen für Erneuerbare Energien die Projektmargen gedrückt und viele Projekte auf Eis gelegt. Auch die politische Unsicherheit aufgrund von Sondersteuern, die im vierten Quartal 2022 erlebt wurde, habe viele Projekte gestoppt oder verschoben.
Ein weiterer positiver Rückenwind für die grünen Sektoren werde die europäische Reaktion auf den IRA (Inflation Reduction Act) in den USA sein. „Da die grüne Industrie in Europa ins Hintertreffen geraten könnte, da die derzeitigen Subventionen durch den IRA hauptsächlich amerikanischen Unternehmen zugutekommen, erwarten wir, dass die EU relativ schnell reagieren wird. Eine solche Politik könnte sich auch positiv auf europäische grüne Unternehmen auswirken. In der nordischen Region gibt es viele interessante Unternehmen für eine grüne Transformation. Ein Beispiel ist die dänische Firma Vestas. Als Hersteller von Windturbinen hat Vestas unter den hohen Rohstoffpreisen gelitten, hat nun aber sehr überzeugende Prognosen für die Rückkehr zu normalisierten Margen und wird vom strukturellen Wachstum des Sektors profitieren“, so Fjell abschließend. (DFPA/JF1)
DNB Asset Management S.A. ist ein führender nordischer Vermögensverwalter, der Produkte innerhalb der nordischen Anlageklassen und in ausgewählten Themenbereichen anbietet. Er gehört zu 100 Prozent der an der Osloer Börse notierten DNB ASA Group, die zu den erfolgreichsten Finanzdienstleistern Skandinaviens zählt.