Euro Break-up Index: Italien übernimmt die Führung
Die Eurokrise schleicht sich in neuem Gewand zurück in die Köpfe der Anleger. Nicht mehr Griechenland, sondern Italien ist jetzt das Land, welches aus Sicht der mehr als 1.000 befragten Investoren am wahrscheinlichsten die Eurozone binnen Jahresfrist verlassen wird, so das Ergebnis des Euro Break-up Index (EBI) des Beratungsunternehmens Sentix. Diese Entwicklung unterstreiche die hohe Bedeutung, die dem Verfassungsreferendum in Italien am 4. Dezember zukommen wird.
Die Eurozone kommt nicht zur Ruhe. Sah es vor einigen Monaten so aus, als habe man einen funktionierenden „Burgfrieden“ geschlossen, kommen die Euro-Bedenken sukzessive wieder bei den Anlegern hoch. Doch dieses Mal ist es nicht Griechenland, welches die Agenda dominiert. Obwohl beispielsweise die Rentenkassen in Griechenland vor dem Kollaps stehen, ist die Euro-Exit-Wahrscheinlichkeit auf 8,48 Prozent - der tiefste Stand seit dem Jahr 2014 – gesunken.
Italien ist laut EBI nun das Fokusland Nummer 1 in Sachen Eurokrise. Die prekäre Lage der italienischen Banken, die politischen Fragezeichen rund um das Verfassungsreferendum Anfang Dezember sowie das jahrelange konjunkturelle Siechtum hätten das Land südlich der Alpen in den Mittelpunkt des Anlegerinteresses gerückt.
Neben Italien misst Sentix auch einen unvorteilhaften Trend bei Portugal. Die Austrittswahrscheinlichkeit sei dort zwar nicht besorgniserregend hoch, dennoch verschlechtere sich der EBI-Wert in kleinen aber stetigen Schritten. Die Folge ist, dass die Ansteckungsrisiken im „Contagion Risk Index“ ebenfalls wieder zurück auf die Agenda kommen.
Der monatlich erscheinende Sentix-EBI wird seit Juni 2012 jeweils in der vierten Woche eines Monats erhoben und am darauffolgenden Dienstagmorgen veröffentlicht. Die befragten Anleger haben die Möglichkeit, bis zu drei Länder zu nennen, mit deren Euro-Austritt sie innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnen.
Der aktuelle Wert des Sentix in Höhe von 17,5 Prozent bedeutet, dass zurzeit genau dieser Anteil der befragten Anleger mit dem Ausscheiden mindestens eines Landes aus der Eurozone innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet. Seinen vorläufigen Höchststand hatte der Sentix-EBI mit 73 Prozent im Juli 2012 erreicht. Sein Minimum stammt mit 7,6 Prozent aus dem Juli 2014.
An der aktuellen Umfrage, die vom 26.10. bis zum 28.10.2016 durchgeführt wurde, beteiligten sich 1.039 Investoren.
Quelle: Pressemitteilung Sentix
Die Sentix GmbH ist ein auf Anlegerverhalten und Anlegerpsychologie spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Sitz in Limburg an der Lahn. Die Basis bildet eine unabhängige Investorenbefragung. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als führenden, unabhängigen Anbieter von Stimmungsindizes und verhaltensorientierten Daten in Europa. (JF1)