Europäische Aktien: „USA sind entscheidend“
Die Kombination aus wirtschaftlicher Erholung, niedrigen Zinsen und dem Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank schafft ein exzellentes Umfeld für Aktien. „Der niedrige Ölpreis wirkt zudem wie ein Konjunkturprogramm und der schwache Euro verschafft europäischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil“, sagt Boris Jurczyk, Fondsmanager bei der Privatbank Berenberg. Trotz der guten Voraussetzungen halte er eine aktive Aktienauswahl für unerlässlich.
So bevorzuge er Unternehmen mit hohem Umsatzanteil in den USA gegenüber Firmen mit starkem China-Engagement. So sehe er deutliche Chancen bei europäischen Unternehmen, die einen großen Teil ihrer Umsätze in den USA machen. Erstens ergeben sich große positive Effekte aus der Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Zweitens habe das Wachstum in den USA schon wieder angezogen. Um von diesem Aufschwung zu profitieren, seien für Jurczyk europäische Aktien attraktiver als US-Aktien. „Europäische Unternehmen haben noch einen großen Nachholbedarf gegenüber ihren US-Pendants hinsichtlich Gewinnmargen und Kennzahlen wie Gewinn pro Aktie. Die Schere hat sich hier seit 2009 erheblich geöffnet, und sie wird sich - wenn auch nicht so schnell – wieder schließen“, sagt der Fondsmanager.
Die Diskussion um Griechenland beeinträchtige die Anlageentscheidungen des Portfoliomanagers so gut wie gar nicht. „Solange keine Ansteckungsgefahr für andere Staaten der Eurozone besteht – und diese ist meiner Meinung nach sehr gering – ist der Medien- und Nachrichtenhype vor allem „Noise“, auf dessen Grundlage keine Anlageentscheidung getroffen werden sollte. Hier gilt es, als Investor Ruhe zu bewahren“, sagt Jurczyk. Er blicke lieber nach Spanien, wo die Wirtschaft einen dynamischen Turnaround vollziehe.
Gute Anlagechancen biete für den Fondsmanager der Konsumsektor in Zentraleuropa, vor allem in Deutschland. „Wir finden zurzeit vor allem interessante Anlagemöglichkeiten in den konsumnahen Bereichen sowie in Aktien aus dem Gesundheits-, Medien- und IT-Bereich“, sagt Jurczyk. Besonders spannend sei der Bankensektor. Das Rendite-Risiko-Potenzial verbessere sich dort zurzeit sehr deutlich.
Eine aktive Aktienselektion hält der Fondsmanager auch für den Gesamtmarkt für entscheidend: „Unternehmen, die unter dem niedrigen Ölpreis leiden, sind uninteressant, ebenso Unternehmen ohne zukunftsträchtiges Geschäftsmodell, die mit erheblichen strategischen Herausforderungen zu kämpfen haben wie derzeit die großen deutschen Versorger. Allein wenn man auf solche Werte verzichtet, hat man sehr gute Chancen, besser abzuschneiden als der Index.“
Quelle: Marktkommentar Berenberg
Die Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg) ist eine Privatbank mit Sitz in Hamburg. Sie ist auf den Geschäftsfeldern Private Banking, Investment Banking, Asset Management und Corporate Banking tätig. Das 1590 gegründete Unternehmen beschäftigt 1.250 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von über 36 Milliarden Euro. (mb1)