Frauen wollen eher konzeptionelle Finanzberatung – und das lieber von Beraterinnen
Unterschiedlich hohe Löhne, geringere Arbeitszeiten, häufigere Erwerbsunterbrechungen – bei der Möglichkeit zur Geldanlage und zum Vermögensaufbau gibt es immer noch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Lässt sich dieser Gender-Gap durch eine spezielle Finanzberatung für Frauen schließen? Und brauchen Frauen eine gesonderte Beratungsansprache? Das Finanzportal FragFina ging diesen Fragen nach und hat eine neue Fallstudie erstellt. Dafür wurden insgesamt 429 Anfragen nach einer Finanzberatung für Frauen ausgewertet, die bei dem Portal zwischen Anfang 2020 und Ende 2022 eingegangen sind: Tatsächlich unterscheiden sich die Anfragen von Frauen etwa nach einer BU-Versicherung, einer Geldanlage oder Krankenversicherung nur in Nuancen von denen von Männern. Allerdings seien die Beratungswünsche von Frauen weniger produktspezifisch, die Mehrheit der Kundinnen wollte vielmehr eine konzeptionelle Beratung.
Bei circa 60 Prozent der Anfragen wurde darum gebeten, dass die Beratung von einer Frau durchgeführt wird. Dort sei die Erwartungshaltung der Anfragenden, dass eine Frau sich besser in die Situation hineinversetzen kann. Bei der Differenzierung der Anfragen nach Alter zeige sich jedoch ein genaueres Bild der weibliche Beratungswünsche. Bei Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren steht der Vermögensaufbau unabhängig vom Partner im Vordergrund, wobei hier gezielt nach Anlagen in Investmentfonds oder ETF für den Vermögensaufbau nachgefragt wird. Rentenversicherungen werden von den Frauen dieser Altersgruppe laut Analyse kaum angefragt. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den Gesprächen mit dieser Altersgruppe: Der Beweggrund, sich um eine Finanzberatung zu kümmern, ist in der Regel eigenmotiviert. Der Gruppe ist deutlich bewusst, welche Herausforderungen es gibt, und dass man diese angehen sollte. Für Frauen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren ist die Analyse der Altersvorsorge-Ist-Situation nach Erziehungszeiten oder Arbeiten in Teilzeit am wichtigsten. Bei der Beratung dieser Altersgruppe ließen sich oftmals erhebliche Lücken bei der Altersvorsorge feststellen, weil es entweder überhaupt keine private Vorsorge gibt oder nur mit sehr geringen Sparraten. Der Beweggrund sich beraten zu lassen werde in dieser Altersgruppe oft durch äußere Umstände ausgelöst – etwa durch Trennung vom Partner.
Die vorausschauende Eigenmotivation zur Beratung, wie sie in der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren beobachtet werden kann, gab es nur selten. Frauen zwischen 45 und 65 Jahren nennen als Beratungsgrund neben der aktuellen Altersvorsorge-Situation überdurchschnittlich oft die Trennung vom Partner, wodurch es nötig wird, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen: Versicherungen sollen vom Ex getrennt und es soll endlich selbst eine private Altersvorsorge aufgebaut werden. Oft werden in dieser Trennungsphase auch gemeinsam finanzierte Immobilien verkauft. Eindeutig komme in der Fallstudie heraus, dass Frauen ab 45 Jahren mehr Vermögen angesammelt haben als Frauen der anderen beiden Altersgruppen. Daher ist hier auch der Wunsch nach klarer Strukturierung der eigenen Altersvorsorge-Anstrengungen sehr ausgeprägt. Die Altersgruppe ab 45 sei auch eher bereit, in eine Rentenversicherung oder eine Immobilie als Kapitalanlage zu investieren. Zusammenfassend lasse sich feststellen, dass sich Frauen oft als eigenständige Zielgruppe sehen, deren Erwartung an die Beratung – je nach Alter – oftmals sehr differenziert sind. Daher sollten sich Berater mit der Zielgruppe Frauen und deren Lebensphasen gut auskennen, um wertvolle Beratungsarbeit leisten zu können. (DFPA/mb1)
Das 2017 gegründete Finanzportal FragFina agiert mit den Schwerpunkten Finanzbildung und Finanzwissen für Endkunden. Daneben bietet FragFina Finanzberatung in Kooperation mit der FiNUM.Finanzhaus AG.