Feri: "Finanzmärkte nur scheinbar von Realwirtschaft entkoppelt"
Trotz Rekordarbeitslosigkeit in den USA und einem Einbruch der globalen Wirtschaftsleistung, trotz weltweit hoher Corona-Infektionszahlen und geopolitischer Risiken, geht es an den Aktienmärkten nach oben. Es könnte der Eindruck entstehen, dass sich die Finanzmärkte von der ökonomischen Realität abgekoppelt haben. Doch dieser Eindruck täuscht, meint Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation beim Investmenthaus Feri Gruppe, im „Markets Update Juni 2020“.
Da die Aktienmärkte der realwirtschaftlichen Entwicklung in der Regel um ein bis zwei Jahre vorauseilen und die Covid-19-Rezession bereits relativ weit fortgeschritten ist, würden die Börsen schon jetzt die Chancen bewerten, die sich für die „Zeit danach“ abzeichneten. Eine wichtige Rolle spielten dabei die beispiellosen staatlichen Rettungsprogramme, die den Weg für einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2020 ebnen sollen und die zum Optimismus an den Märkten beitragen. Hinzu komme die extrem expansive Notenbankpolitik, die massenhaft neue Liquidität geschaffen und damit die Geldbasis aufgebläht habe. In der Folge müssen die relativen Preise von Sachwerten, darunter auch Aktien, zwangsläufig steigen, so Baitinger.
„Zum Höhenflug der Börsen tragen im Moment jedoch auch viele unerfahrene Privatanleger bei, die Angst haben, etwas zu verpassen. Diese Anleger investieren zum Teil losgelöst von fundamentalen Überlegungen in Aktien. Sie sind auch die Ersten, die bei schlechten Nachrichten wieder verkaufen“, schreibt der Investmentexperte.
Kritisch zu bewerten sei außerdem, dass in der gegenwärtigen Aktien-Euphorie geopolitische Risiken wie etwa die zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA oder der Grenzkonflikt zwischen den Atommächten Indien und China weitgehend ausgeblendet werden. Das Gesamtbild sei also durchwachsen. (DFPA/TH1)
Quelle: Marktkommentar Feri
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von rund 39,2 Milliarden Euro, darunter 8,5 Milliarden Euro Alternative Investments.