Fidelity: Deutsche Sparer hinken bei Altersvorsorge weltweit hinterher
Weltweit sehen sich Arbeitnehmer gezwungen, mehr Verantwortung für ihre Altersvorsorge zu übernehmen. Der Vermögensverwalter Fidelity International (Fidelity) hat daher Altersvorsorge-Leitlinien („AVL“) entwickelt, damit Arbeitnehmer in Deutschland, Großbritannien, Japan, Hongkong und Kanada in wenigen Schritten nachvollziehen können, wie viel sie für ihren Ruhestand ansparen müssten.
Eine globale Analyse von Fidelity zeigt auf, dass Sparer in Deutschland bis zum 67. Lebensjahr das Zehnfache ihres jährlichen Bruttoeinkommens ansparen müssten, um ihren Lebensstandard nach Beendigung ihrer Erwerbstätigkeit halten zu können. In anderen Teilen der Welt beträgt diese erforderliche Sparleistung zwar im Schnitt ebenfalls nahezu das Zehnfache, jedoch variieren die Ergebnisse für die untersuchten Länder erheblich. So liegt die Sparleistung – auch als Spar-Meilenstein bezeichnet – in Großbritannien beim Siebenfachen des Bruttoeinkommens. Spitzenreiter ist Hongkong mit einem Multiplikator von zwölf. Damit Arbeitnehmer in Deutschland ihre Meilensteine erreichen, sollten sie eine jährliche Gesamtsparquote von 21 Prozent ihres Bruttoeinkommens umsetzen.
Gedacht als klare, einfache „Faustformeln“ für Arbeitnehmer, sollen die global konsistenten Leitlinien helfen, die beiden häufigsten Fragen zur Ruhestandsplanung zu beantworten: „Wie viel muss ich für den Ruhestand sparen?“ und „Bin ich mit meinen Sparbemühungen im Plan?“. Den Leitlinien liegen im Wesentlichen zwei Kenngrößen zugrunde: Alter und Einkommen. Dies gebe ihnen einen einfachen Ansatz an die Hand, mit dem sie bestimmen können, wie viel sie für den Ruhestand bei Erreichen bestimmter Altersstufen angespart haben sollten. Somit schafften die Vorsorge-Faustformeln einen Vergleichsstandard für die Altersvorsorge.
Die Leitlinien helfen deutschen Arbeitnehmern zu verstehen, wie hoch das anzusparende Vorsorgekapital idealerweise sein sollte, um 45 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens vor Beginn des Ruhestands – also ihre durchschnittliche Vorsorgelücke – zu ersetzen, während der Rest aus der staatlichen Rente stammt. Diesen Leitlinien liegen hypothetische länderspezifische Annahmen zugrunde, wie zum Beispiel zur Anzahl der Erwerbsjahre eines Arbeitnehmers, zur Gesamtsparquote, zur Kapitalmarktentwicklung sowie zum Lohnwachstum und zur Inflationsentwicklung. Mit 4,6 Prozent ist die Entnahmerate die zweithöchste im weltweiten Ländervergleich. Diese Rate gibt an, wie viel Kapital im Ruhestand jährlich entnommen werden kann, damit das Kapital nachhaltig für die gesamte Rentenphase ausreicht.
Christof Quiring, Head of Workplace Investing Germany, kommentiert die Ergebnisse für Deutschland: „Die globale Analyse zeigt, dass es Arbeitnehmer in Deutschland sehr viel schwerer haben, ihre individuelle Vorsorgelücke zu schließen. Sie müssen mehr Eigenverantwortung übernehmen – auch weil sich der der Staat immer stärker zurückzieht. Die Leitlinien geben ihnen eine gute Orientierung, ob sie bei der Altersvorsorge im Plan liegen. Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen hoch zu sein. Natürlich reduzieren sie sich, wenn man bereits vorsorgt. Zuallererst sind die Leitlinien Faustformeln. Sie sollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass niemand die eigene Altersvorsorge auf die lange Bank schieben darf. Zugleich sind sie der Startpunkt für eine breitere, öffentliche Diskussion. Etliche Studien zeigen, dass die kommenden Rentnergenerationen in eine Armutsfalle tappen werden – sei es, weil sie zu wenig, falsch oder zu spät beginnen zu sparen. Jetzt sind alle gefragt, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Der Wegfall der Garantien in der betrieblichen Altersvorsorge war ein erster wichtiger Schritt. Aber es gibt noch viele Ansatzpunkte wie steuerliche Anreize oder die Stärkung der Aktienkultur in Deutschland. Auch ein Obligatorium bei der betrieblichen Vorsorge darf kein Denkverbot sein. Wir wissen aus anderen Ländern, dass gerade automatische Teilnahmemodelle die höchsten Beteiligungsquoten versprechen – und die Arbeitnehmer dazu bewegen, tatsächlich vorzusorgen.“
Quelle: Pressemitteilung Fidelity
Fidelity Investments ist ein 1946 gegründeter, auf dem US-Markt tätiger Vermögensverwalter mit Sitz in Boston. Das Unternehmen ist ein Schwesterunternehmen der 1969 gegründeten, weltweit tätigen Fondsgesellschaft Fidelity International. Die Anteile beider Gesellschaften befinden sich vollständig in Familien- und Mitarbeiterbesitz. (mb1)