Finanzinnovation: US-Banken vor europäischen und asiatischen Konkurrenten
Die Kombination aus technologischen Entwicklungen, Regulierung und dem Aufstieg der digital versierten Generation Y hat in den vergangenen Jahren im weltweiten Finanzsektor zu einem unumkehrbaren Innovationstrend geführt. Während Banken immer noch am besten aufgestellt sind, um die Branche auch in Zukunft zu dominieren, müssten sie mit der digitalen Revolution mithalten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. US-Banken weisen den Weg, Banken in Europa und Asien hingegen sind langsamer, wenn es darum geht, ihre IT-Ausgaben zu erhöhen und damit die Herausforderungen des Fintech-Zeitalters zu bewältigen, so heißt es in einem Kommentar von Guy de Blonay, Fondsmanager des „Jupiter Global Financials SICAV“ bei dem Investmentmanager Jupiter Asset Management.
Im Zentrum der strukturellen Änderungen des Finanzsektors stehe Technologie. Banken hätten die Art und Weise, wie sie Produkte und Dienstleistungen anbieten, mittlerweile grundlegend verändert. Schließlich müssten sie den ständig wechselnden Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht werden. Niedrigere Eintrittsbarrieren bedeuteten jedoch, dass eine Flut neuer Fintech-Unternehmen auf den Markt drängt. Sie bieten laut Kommentar eine große Bandbreite innovativer Produkte und Dienstleistungen an, was sie zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die Banken mache.
Dank etablierter Kundenstämme, Lizenzen und Marken sollten traditionelle Banken am besten aufgestellt sein, um der Branche auch in Zukunft ihren Stempel aufzudrücken. Allerdings führe ihre komplexe Struktur dazu, dass sie sehr viel Kapital für IT-Systeme und deren Wartung zur Verfügung stellen müssen, was die Mittel für Innovation oftmals begrenze. Tatsächlich könnten Fintech-Unternehmen, unter anderem weil sie nicht durch riesige IT-Systeme belastet sind, Dienstleistungen derzeit bis zu 50 Prozent günstiger anbieten als Banken. Angesichts dieser starken Konkurrenz müssten sich Banken daher in der Entwicklung und dem Einsatz neuer Technologien an die Spitze setzen, um eine Chance zu haben, ihren Marktanteil zu verteidigen oder sogar zu vergrößern.
Während Banken weltweit mehr und mehr Kapital für Technologie und Innovation bereitstellen, geben sie durchschnittlich nur zehn Prozent ihrer Einnahmen und 15 Prozent ihrer Gesamtausgaben für IT aus. Darüber hinaus werden lediglich 36 Prozent der gesamten IT-Ausgaben im Front Office und für Initiativen eingesetzt, die Veränderungen in den Banken vorantreiben. Der Rest werde im Back Office für aufsichtsrechtliche und Compliance-Anforderungen ausgeben.
Der europäische Bankensektor hingegen scheine am meisten durch den digitalen Fortschritt bedroht zu sein (mit Ausnahme der skandinavischen Länder). Aufgrund der Belastung durch jahrelange Negativzinsen hätten europäische Banken in der Regel nicht ausreichend in Technologie investiert, da die niedrigen Zinsen ihre Gewinnmargen stark beeinträchtigt haben. Im Gegensatz zu den USA sind die Aufsichtsbehörden in Europa im Allgemeinen aufgeschlossener gegenüber neuen Fintech-Anbietern, was bedeute, dass die europäischen Banken Schwierigkeiten haben, mit dem Innovationstempo Schritt zu halten. Die EU-Richtlinie PSD2 beispielsweise ermögliche es Bankkunden, Drittanbieter mit der Verwaltung ihrer Finanzen zu beauftragen, wodurch den Fintech-Unternehmen, die Lösungen für Finanzdienstleistungen anbieten, die Tür geöffnet wird.
Asiatische Banken weisen im weltweiten Durchschnitt die geringsten IT-Ausgaben auf (als Prozentsatz an Einnahmen und Ausgaben). Jedoch gibt Asien (ausgenommen Japan) inzwischen gemessen an den gesamten IT-Ausgaben am meisten für innovative Technologien aus. Gemeint sei damit wartungsfreie IT. Längerfristig gesehen könnte diese Investition in Innovation erhebliche Auswirkungen haben: Der Währungsbehörde von Singapur zufolge könnten Banken ihre Ausgaben um bis zu 30 Prozent senken, wenn sie Fintech wirksam in Bereichen wie der Automatisierung von Bankfunktionen und künstlicher Intelligenz einsetzen, welche zehn bis 20 Prozent der operativen Erträge asiatischer Banken ausmachen.
Quelle: Pressemitteilung Jupiter
Der börsennotierte Investmentmanager Jupiter mit Sitz in London wurde 1985 gegründet. Insgesamt verwaltet Jupiter per 30. September 2018 Vermögenswerte in Höhe von rund 53,6 Milliarden Euro. (mb1)