Finanzstabilitätsbericht 2016 der Deutschen Bundesbank
Die weiterhin niedrigen Zinsen und das verhaltene realwirtschaftliche Wachstum begünstigen den Aufbau von Risiken für die Finanzstabilität. „Im aktuellen makroökonomischen Umfeld besteht die Gefahr, dass Marktteilnehmer Risiken unterschätzen und nicht ausreichend berücksichtigen, dass die Vermögenspreise fallen und die Zinsen steigen können“, sagte Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, anlässlich der Vorstellung des „Finanzstabilitätsberichts 2016“.
„Umso wichtiger ist es daher, dass die Marktteilnehmer auf eine angemessene Vertragsgestaltung achten und hinreichend hohe Risikopuffer aufbauen, um auch Verluste aus unvorhergesehenen Entwicklungen abfedern zu können", betonte Buch. Vor allem Banken und Lebensversicherer würden dem Bericht zufolge unter einem Anstieg des Zinsniveaus leiden. Eine ausreichende Eigenkapitalbasis sei deswegen Voraussetzung dafür, dass die Finanzmärkte ihre Funktion für die Realwirtschaft übernehmen und die realwirtschaftliche Dynamik fördern können.
Mit den niedrigen Zinsen erhöhten sich zudem auch die Anreize, in Wohnimmobilien zu investieren. Risiken für die Finanzstabilität könnten dem Bericht zufolge dann entstehen, wenn stark steigende Preise für Wohnimmobilien mit einer deutlichen Kreditexpansion und nachlassenden Standards bei der Kreditvergabe zusammenfielen. Dies könne vor allem dann auftreten, wenn viele Marktteilnehmer die zukünftige Schuldentragfähigkeit zu positiv einschätzen.
Aufgrund der gesunkenen Kreditzinsen gerieten auch die Geschäftsmodelle der deutschen Banken und Sparkassen, die stark vom Kredit- und Einlagengeschäft abhängen, unter Druck. „Die Banken vergeben in Deutschland Kredite mit längeren Laufzeiten, um ihre Zinserträge stabil zu halten“, sagte Andreas Dombret, der im Bundesbankvorstand für die Banken- und Finanzaufsicht zuständig ist, bei der Vorstellung des Berichts. Diese längeren Zinsbindungsfristen führten unter anderem dazu, dass der Bankensektor weniger flexibel auf Zinsänderungen reagieren könne. Insgesamt sieht Dombret die deutschen Banken und Sparkassen gut aufgestellt: „Die Solvenz und Liquidität der deutschen Banken und Sparkassen steht außer Frage. Positiv ist hervorzuheben, dass die Institute ihre Eigenmittel in den vergangenen Jahren erhöht und beim diesjährigen EBA-Stresstest gut abgeschnitten haben“, erklärte Dombret weiter. Gleichzeitig wiederholte er seine Warnung, dass viele deutsche Banken zu wenig profitabel seien. Neben der ausgedehnten Niedrigzinsphase und den Regulierungsreformen im Bankensektor stelle aber auch die Digitalisierung der Finanzbranche eine Herausforderung für die deutschen Banken und Sparkassen dar.
Der Finanzstabilitätsbericht widmet sich vor diesem Hintergrund auch der zunehmenden Verbreitung technologischer Finanzinnovationen, den sogenannten Fintechs. Die neuen Technologien könnten dazu beitragen, das Finanzsystem stabiler zu machen, indem sie beispielsweise die Kreditvergabe und die Streuung von Risiken verbessern. Sie könnten aber auch gleichgerichtetes Verhalten begünstigen. Aus diesem Grund beobachte die Bundesbank diese Märkte sehr genau.
Quelle: Pressenotiz Deutsche Bundesbank
Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Der Konzern beschäftigt in seiner Zentrale in Frankfurt am Main, in neun Hauptverwaltungen und bundesweit in 41 Filialen rund 10.000 Mitarbeiter. (mb1)