"Finanztransaktionssteuer" ist Börsen-Unwort des Jahres 2019
Bei der inzwischen 19. Wahl zum Börsen-Unwort des Jahres gab es an der Börse Düsseldorf einen klaren Sieger: Finanztransaktionssteuer. In dem Begriff sehen die Börsen-Makler, Wertpapier-Händler und Handelsplatz-Mitarbeiter einen klassischen Etikettenschwindel. Bei dem vom Bundesfinanzminister im letzten Jahr forcierten Projekt zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer handele es sich bei näherer Betrachtung vielmehr um eine Strafabgabe auf Aktiengeschäfte in europäischen Blue-Chip-Werten.
Anders als das Wort es vermuten lasse, sollen nach den aktuellen Planungen lediglich die Käufe und Verkäufe börsennotierter Aktien von grundsätzlich soliden Großunternehmen besteuert werden. Betroffen wären 145 deutsche beziehungsweise 500 europäische Konzerne mit Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Euro. Die Börse Düsseldorf moniert, dass die als besonders spekulativ geltenden Derivateprodukte, Glücksspiel-ähnliche CFDs, windige Pennystock-Aktien oder der algorithmische Hochfrequenzhandel unberücksichtigt bleiben. Die ab 2021 jährlich geschätzten 1,5 Milliarden Euro auf Deutschland entfallenden Einnahmen sollen nach Regierungsplänen im Wesentlichen zur Finanzierung der neuen Grundrente verwendet werden.
„Die ursprüngliche Intention einer solchen Steuer zur Krisenprävention und Stabilisierung des Finanzsystems ist völlig aus den Augen verloren worden“, beklagt der Düsseldorfer Börsen-Geschäftsführer Thomas Dierkes. „Professionelle Marktteilnehmer haben Möglichkeiten, die Abgabe relativ einfach zu umgehen. Jedoch dürften Privatanleger, die einen langfristigen Vermögensaufbau über konservative Aktien, Fonds oder ETFs, voll betroffen sein. Es droht, gerade in der weiter anhaltenden Null-Zins-Phase, ein Rückschlag bei der ohnehin nur schwach ausgeprägten deutschen Aktienkultur und damit auch für den wichtigen Baustein der privaten Vorsorge als Maßnahme gegen Altersarmut.“
Mit deutlichem Abstand belegten bei der 2019er Unwort-Wahl die Begriffe „Handelskrieg“, „TINA“ (There Is No Alternative), „Grünes Gold“ (Cannabis-Aktien) sowie „Tenbagger“ (Verzehnfacher) die Folgeplätze bei der Wahl zum Börsen-Unwort des Jahres. Das Team der Düsseldorfer Börse ermittelt seit 2001 im jährlichen Rückblick das Börsen-Unwort. Die Wahl erfolgt in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser. (DFPA/jpw1)
Quelle: Pressemitteilung Börse Düsseldorf
Die Börse Düsseldorf ist ein Handelsplatz der BÖAG Börsen AG, der gemeinsamen Trägergesellschaft der öffentlich-rechtlichen Wertpapierbörsen Düsseldorf, Hamburg und Hannover. Gegründet 1999 als Trägergesellschaft für die Börsen Hamburg und Hannover, kam 2017 die Börse Düsseldorf hinzu.