Frauen besitzen zum Renteneintritt nur drei Viertel des Vermögens von Männern
Anlässlich des „Equal Pay Days“ am 7. März 2023 gerät die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern wieder in den Fokus. Eine internationale Studie des Beratungsunternehmens WTW offenbart, wie die herrschende Ungleichheit zu einem massiven Unterschied zwischen dem Vermögen von Männern und Frauen zum Zeitpunkt des Renteneintritts führt. Laut des „WTW Global Gender Wealth Equity Report" werden Frauen im Durchschnitt mit nur 74 Prozent des Vermögens ihrer männlichen Kollegen in den Ruhestand gehen. Weltweit betrachtet liegt der Wert zwischen 60 bis 90 Prozent.
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass das Ausmaß des Gender Wealth Gaps zum Zeitpunkt der Pensionierung mit steigendem Hierarchielevel zunimmt. Es wurde festgestellt, dass Frauen in leitenden Fach- und Führungspositionen weniger als zwei Drittel (62 Prozent) des akkumulierten Vermögens beim Renteneintritt besitzen, als männliche Kollegen in vergleichbaren Positionen. Im mittleren Hierarchiebereich war der Wert mit 69 Prozent immer noch beträchtlich. Bei operativen Positionen liegt er bei 89 Prozent. „Jedes Jahr wir rund um den ,Equal Pay Day‘ viel über die Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen in vergleichbaren Positionen gesprochen, aber das Thema müssen Unternehmen und Gesellschaft noch viel weiter denken“, sagt Florian Frank, Head of Work & Rewards bei WTW Deutschland. „Langfristig gesehen wirkt sich das Lohngefälle bis auf die Rente aus. Hier herrscht akuter Handlungsbedarf.“
Ariane Köhler, die den Bereich Work & Rewards gemeinsam mit Frank bei WTW Deutschland leitet, ergänzt: „Die Ergebnisse der globalen Analyse sind erschreckend. Sie zeigen, dass in den 39 untersuchten Ländern durchweg ein Gender Wealth Gap existiert. Zu den wichtigsten Faktoren, die zu den Vermögensunterschieden beitragen, gehören Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen und verzögerte Karriereverläufe. Außerhalb des Arbeitsplatzes beeinflussen darüber hinaus Lücken in der finanziellen Bildung und familiäre Pflegearbeit die Möglichkeit von Frauen, Vermögen aufzubauen.“ Insgesamt wies Europa den geringsten durchschnittlichen Gender Wealth Gap aller Regionen auf. Frauen erreichen in Europa bei ihrem Eintritt in den Ruhestand im Durchschnitt etwas mehr als drei Viertel (77 Prozent) des Vermögens der Männer. Deutschland liegt mit 76 Prozent knapp darunter. Die Niederlande weisen mit 70 Prozent den größten Gender Wealth Gap in Europa auf. Am besten schneidet Spanien ab: dort beträgt der Wert 86 Prozent. „In Deutschland herrscht ein Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und ein unverhältnismäßig hoher Anteil an unbezahlter Betreuungsarbeit, die Frauen leisten. Dies gehört zu den Herausforderungen bei der Schaffung eines angemessenen Ruhestandvermögens. Obwohl es eine gemeinsame Elternzeit gibt, wird diese von Männern oft nicht genutzt. Das muss sich ändern, um ausgeglichenere Vermögensverteilungen zu erzielen“, sagt Frank. Der Gender Wealth Gap in den USA liegt mit 75 Prozent knapp über dem globalen Durchschnitt von 74 Prozent. Nigeria weist mit 60 Prozent die größten Vermögensunterschiede auf, dicht gefolgt von Argentinien mit 61 Prozent sowie Mexiko und der Türkei mit 63 Prozent. In der Studie wird hervorgehoben, dass durch Bemühungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) auch die Geschlechterdiskriminierung verringert wird. Darüber hinaus haben Aktivitäten rund um Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration dazu beigetragen, den Gender Pay Gap zu verringern und gleichzeitig Frauen die Möglichkeit eröffnet, mehr Führungspositionen zu übernehmen. Der „Global Gender Wealth Equity Report" von WTW entstand in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF). (DFPA/mb1)
WTW (Willis Towers Watson) ist ein Beratungsunternehmen, das datengestützte, evidenzbasierte Lösungen in den Bereichen Mitarbeitende, Risiko und Kapital anbietet. WTW arbeitet in mehr als 140 Ländern und beschäftigt mehr als 40.000 Mitarbeiter.