Fürst Fugger: "Keine Panik bei den europäischen Banken"
Mit fast panischer Angst haben die Börsen eine Finanzkrise 2.0 durchgespielt. Die mühsam errungenen Kursgewinne der europäischen Bankaktien wurden dabei fast völlig pulverisiert. Für Oliver Grass, Portfoliomanager und Mitglied des Anlagegremiums der Vermögensverwaltung der Fürst Fugger Privatbank, ließen sich dabei die Ursachen für die Entwicklung in den USA klar zuordnen.
Laut Grass habe die Trump-Regierung die nach der Finanzkrise eingeführten Sicherheitsregularien weitestgehend zurückgenommen. Dies habe über einen längeren Zeitraum unentdeckte Managementfehler möglich gemacht. Anders in Europa, so Grass: „Die europäischen Banken sind nach wie vor infolge der strikten Regulatorik exzellent kapitalisiert. Ihre Geschäftsmodelle funktionieren und sind gerade in Zeiten höherer Zinsen wieder profitabel.“ Dies sei auch an der Kursentwicklung erkennbar gewesen. Die Situation der Credit Suisse wiederum sei ein ganz eigenes Themenfeld und habe sich schon länger abgezeichnet. In ihrer Größenordnung sei sie jedenfalls erheblich und erfordere immensen Aufwand vom Schweizer Staatshaushalt.
Zurück in die USA: Dort könne die Fed von einer komfortablen Position aus agieren, meint Oliver Grass: „Die letzten eineinhalb Jahre einer markanten restriktiven Geldpolitik haben der Fed ausreichend Spielraum auch für eine eher abwartende Haltung gelassen.“ Mit der jüngsten „kleinen Erhöhung“ und einer Reihe von Andeutungen zwischen den Zeilen habe sie diesen Spielraum auch erkennbar genutzt. Zwar würden die Zentralbanken häufig zum absolut dominanten Einflussfaktor hochstilisiert, es gebe aber noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die die Märkte beeinflussen, so Grass: „Zahlreiche große breit aufgestellte Unternehmen haben gerade im letzten Jahr deutlich bewiesen, dass sie auch unter schwierigsten Umständen in der Lage sind, Gewinne zu erzielen und Werte zu schaffen.“ Eine positive Entwicklung der Gesamtsituation mit Pandemieende, Aufhebung der Null-Covid-Strategie in China, der Lösung von Lieferkettenproblemen und einer möglichen Bewältigung der Energiemangellage in Europa könnten zu mehr als nur einem Silberstreifen am Horizont führen. Grass ist überzeugt: „Für Aktienanlagen besteht langfristiges weiteres Aufwärtspotential und es dürfte in absehbarer Zeit attraktive Anlagemöglichkeiten geben - aber in einem hochvolatilen Markt mit starken Schwankungen!“
Auf der Zinsseite sei nach wie vor von einem langfristig höheren Renditeniveau auszugehen. Aktuell müssten Anleger allerdings genau hinsehen: Um bei den Leitzinsen ähnlich handlungsfähig wie die Fed zu sein, habe die EZB noch ein Stück Weg vor sich. Das Renditeniveau bei Staatsanleihen sei durch die Risikoflucht-bedingten jüngsten Zuflüsse aktuell noch zu niedrig, um attraktive Aussichten für mittlere und längere Laufzeiten zu versprechen, gibt Grass zu bedenken. Er rät jedoch: „Kurzlaufende Anleihen sind durchaus attraktiv und Anleger können sich hier entsprechend positionieren.“ (DFPA/JF1)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.