GAM Investments: Sanktionen gegen Russland – Auswirkungen für Anleger
Die US-Regierung unter Präsident Trump hat neue Sanktionen gegen Russland verhängt. US-Anlegern ist es nicht nur untersagt neue Wertpapiere zu kaufen, vielmehr dürfen sie keinerlei Schuldtitel oder Aktien der sanktionierten Emittenten mehr halten. Damit sind neben Unternehmen auch ihre Eigentümer sowie Staatsbedienstete betroffen. In der Konsequenz gingen russische Vermögenswerte in den Keller. „Der starke Rückgang der russischen Vermögenswerte resultierte daraus, dass Anleger durch die Sanktionen dazu gezwungen wurden, ihre bestehenden Positionen zu verkaufen. Der Aktienmarkt sackte um acht Prozent ab, die Renditen von Staatsanleihen stiegen um 50 Basispunkte und der Rubel gab um zehn Prozent nach“, erläutert Paul McNamara, Investment Director bei GAM Investments.
Der Umfang der Abverkäufe sei auf die Unsicherheit der Anleger zurückzuführen, dass solche Sanktionen auf breiterer Basis zur Anwendung kommen und damit weitere Zwangsverkäufe auslösen könnten. „Aber auch die starke Positionierung in lokalen Anlagewerten macht sich hier bemerkbar: Russland ist in Portfolios mit Schwellenmarktaktien und -anleihen häufig übergewichtet worden. Dies hat für erhebliche Mittelzuflüsse gesorgt. Grund hierfür waren die sich verbessernden wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes“, erklärt McNamara. Das Wachstum habe sich erholt - wenn auch weniger stark als erwartet angesichts der Bonitätskennzahlen - während die höheren Ölpreise der Handels- und Haushaltsbilanz zugutekamen. Auch die Devisenreserven verzeichneten einen stetigen Anstieg von 350 Milliarden US-Dollar Anfang 2015 auf 458 Milliarden US-Dollar. Anders als in der Türkei seien der Staatshaushalt und die Zahlungsbilanz von Russland also grundsolide.
„Staatsanleihen sind nicht direkt von den Sanktionen betroffen“, hebt McNamara hervor. Schätzungen zufolge halten ausländische Anleger ein Drittel des russischen Anleihenmarktes. Dies entspricht einem Wert von 40 Milliarden US-Dollar. „Aktuell sieht es so aus, als ob Anleger eher US-Dollar gegen Rubel kaufen, um das Währungsrisiko in Verbindung mit ihren Anleihepositionen zu neutralisieren, als zu versuchen, Anleihen unter angespannten Marktbedingungen zu verkaufen“, so McNamara. Dies erkläre auch, warum der Rubel weitaus stärker unter den Sanktionen gelitten hat als lokale Anleihen.
Anleger sähen sich derzeit mit dem folgenden Problem konfrontiert: Eine Ausweitung der Sanktionen hätte zweifelsohne weitere negative Konsequenzen für russische Vermögenswerte. Ohne sie wären die makroökonomischen Auswirkungen jedoch wahrscheinlich so minimal, dass die Bewertungen übermäßig günstig erschienen. Die Unberechenbarkeit der Trump-Regierung erschwere es Anlegern zudem, die Situation treffend einzuschätzen.
Die russischen Behörden haben auf die US-Sanktionen mit der Aussetzung von routinemäßigen US-Dollar-Käufen und der Verpfändung von Liquidität an lokale Marktteilnehmer reagiert. Im nächsten Schritt könnte die Zentralbank ihren Zinssenkungszyklus verkürzen. „Allerdings rechnen wir nicht mit einer Intervention in den Devisenmarkt, solange der Rubel nicht erheblich vom derzeitigen Stand abgewertet wird“, so McNamara weiter. Da die Krise politischer Natur sei, sei es nur schwer vorhersehbar, ob Käufe oder Verkäufe russischer Anlagen der richtige Weg wären und ob die technischen Risiken eine potenzielle Bewertungslücke ausgleichen könnten. „Unsere stark an die Benchmark angelehnte Position scheint angemessenen Schutz zu bieten, bis mehr Klarheit herrscht“, schließt McNamara.
Quelle: Pressemitteilung GAM
Die GAM Holding AG ist ein börsennotierter Asset Manager mit Sitz in Zürich. Er ist 2009 durch die Ausgliederung des Asset Managements der Julius Bär-Gruppe entstanden. Unter den Marken „GAM“ und „Julius Bär Funds“ bietet er Anlagelösungen für Institutionen, Finanzintermediäre und Privatkunden an. Die Unternehmensgruppe beschäftigt 1.000 Mitarbeiter in zwölf Ländern und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 126,9 Milliarden Schweizer Franken (117,2 Milliarden Euro). (Stand: 31. März 2017) (JF1)