GdW: Wohnen und Baukultur in Abwanderungsregionen stärken
Deutschland droht die demografische Spaltung. Während zahlreiche Großstädte rasant wachsen und Wohnungen dort immer rarer und teurer werden, verlieren viele Klein- und Mittelstädte Einwohner und haben mit Wertverlusten und Leerständen zu kämpfen. „Dennoch gibt es viele stabile Mittelstädte, die trotz Schrumpfung ein Potenzial durch ihre Bedeutung für das Umland in sich bergen“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, auf dem „WohnZukunftsTag 2017“ in Berlin. „In diesen Städten liegen große Chancen für attraktives und bezahlbares Wohnen, die noch zu wenig gesehen werden. Um dieses Potenzial aufzuschließen, sind baukulturelle Qualitäten ein wichtiger Schlüssel“, sagte Reiner Nagel, Vorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, die zusammen mit der GdW auf dem „WohnZukunftstag 2017“ ein gemeinsames Positionspapier präsentierten.
„Wir brauchen Maßnahmen, mit denen wir die Lebensqualität kleinerer und mittlerer Städte im ländlichen Raum gemeinsam sichern können", forderten Gedaschko und Nagel. Es gelte, Orte mit Strahlkraft als Standortalternative zu stärken und Standorte mit Entwicklungspotenzial zu identifizieren. So entständen Ankerstädte, deren wichtigstes Merkmal ihr attraktives Orts- und Stadtbild sei.
Der GdW und der Bundesstiftung Baukultur sprechen Empfehlungen für einen nachhaltigen Beitrag zur Wohnungsversorgung in Deutschland aus. Dazu zählt, die Polyzentralität wiederzubeleben. Auf Bundes- und Länderebene sollten mehr Initiativen für ländliche Räume geschaffen, gebündelt und gestärkt werden. Zudem sollten Ortskerne und der Bestand baukulturell gestärkt werden. Gemeinden seien gefragt, neuartige, gemischte und bedarfsgerechte Konzepte zu entwickeln, um lebendige Ortszentren zu schaffen. Die wohnungspolitische Förderung des Bundes und der Länder sollte vorrangig für Kauf sowie Sanierung, Bestandsumbau und Ersatzneubau in integrierten Lagen bereitgestellt werden. Außerdem stärke eine aktive Bodenpolitik die öffentliche Verantwortung und mache eine Gemeinde (neu) handlungsfähig. Ankerstädte in ländlichen Räumen benötigten stärkere Eingriffsrechte bei der Stadtentwicklung als bisher. So sollte zum Beispiel das Zusammenlegen von zu kleinen Grundstücken sowie die Bereinigung nicht mehr funktionsfähiger Grundstücksflächen und Gebäudegrundrisse ermöglicht werden. Die Kommunen sollten ihr Vorkaufsrecht in besonderen Lagen häufiger einsetzen und mit Hilfe revolvierender Bodenfonds Entwicklungen in Gang setzen.
Quelle: Pressemitteilung GdW
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rund sechs Millionen Wohnungen, in denen über 13 Millionen Menschen wohnen. (mb1)