Handelskrieg: Bei einem Szenario droht eine weltweite Rezession
US-Präsident Donald Trump verkündete neue erhöhte Zölle auf chinesische Waren ab dem 1. September – und die Chinesen reagierten prompt mit einem Einkaufsstopp für US-amerikanische Agrarprodukte. „Die Eskalation kam überraschend: Wir gingen davon aus, dass die US-Amerikaner und Chinesen im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2019 ein Handelsabkommen treffen werden. Das hat sich mit den jüngsten Entwicklungen jedoch definitiv geändert“, schreibt Lars Skovgaard Andersen, Investmentstratege bei Danske Bank Asset Management, in einem Marktkommentar. Nun seien drei Zukunftsszenarien möglich, wobei zwei davon besagen, dass es vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2020 kein Handelsabkommen gibt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das gute Szenario eintritt und ein Handelsabkommen noch vor der Präsidentenwahl im November 2020 geschlossen wird, liegt laut Danske Bank Asset Management bei 40 Prozent. Der chinesische Boykott von Agrarprodukten aus den USA wecke den Unmut US-amerikanischer Landwirte. Wenn sich die Umfragewerte für Trump unter den Wähler in den für die Präsidentschaftswahl wichtigen ländlich geprägten Swing-Staaten wie Ohio und Wisconsin zu stark verschlechtern, könnte das Trump dazu veranlassen, seine Forderungen gegenüber den Chinesen zu lockern und doch noch ein Abkommen einzugehen, das unter anderem bedeutende chinesische Käufe von US-amerikanischen Agrarprodukten gewährleistet. Niedrigere Zölle auf US-Autos könnten ein anderer Bestandteil des Abkommens sein, um dem wichtigen Swing-Staat Michigan, dem Zentrum der Automobilindustrie in den USA, entgegenzukommen.
Für das schlechte Szenario „Der Handelskrieg zieht sich in die Länge, eskaliert aber nicht“ sieht Danske Bank Asset Management eine Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent. Dieses Szenario könnte Trump bei der nächsten Wahl teuer zu stehen kommen, wenn er das politische Fundament, das die starke Wirtschaft ihm verliehen hat, untergräbt. Die Chinesen haben bislang demonstriert, dass sie im Handelskrieg nicht diejenigen sind, die neue Sanktionen einleiten. Wenn sie aber getroffen werden, zögern sie nicht mit einem Gegenschlag.
Skovgaard Andersen: „Deshalb gehen wir nicht davon aus, dass die Chinesen den Handelskrieg zwingend weiter eskalieren möchten. Andererseits kann es durchaus sein, dass sie in Wirklichkeit nicht sonderlich an einem Handelsabkommen mit Donald Trump interessiert sind, da sie mit einem demokratischen Präsidenten nach der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl eine bessere Einigung erzielen können. Deshalb dürfte es ihnen durchaus recht sein, wenn die aktuelle Situation Donald Trump in seiner Heimat sowohl wirtschaftlich als auch politisch zermürbt.
Was den US-Präsidenten anbelangt, kann ihn eine nachhaltige Schwäche der US-Wirtschaft und der Aktienmärkte als Folge des Handelskrieges von neuen Sanktionen gegen die Chinesen abhalten. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder die starke US-Wirtschaft als Nachweis seines großen Erfolges als Präsident hervorgehoben. Gegenteilige wirtschaftliche Rahmendaten bei einer sich konsolidierenden oder sogar rückläufigen Konjunkturentwicklung könnten ihm somit das wesentliche politische Fundament entziehen.“
Das schlimmste Szenario „Donald Trump setzt im Handelskrieg alles auf eine Karte und lässt den Handelskrieg weiter eskalieren“ könnte eine weltweite Rezession auslösen. Hierfür sieht Danske Bank Asset Management eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent.
Eine Eskalation könnte beispielsweise aus einer weiteren Erhöhung der Zölle von zehn auf 25 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar bestehen (die jüngste Eskalation war die Ankündigung von Zöllen in Höhe von zehn Prozent mit Wirkung ab dem 1. September). Oder aus Sanktionen gegen chinesische Finanzunternehmen, die deren Zugang zum US-Dollar und zu US-amerikanischen Vermögenswerten einschränken, sowie aus einem Währungskrieg, in dem die Amerikaner den US-Dollar gegenüber dem chinesischen Yuan schwächen, um die Konkurrenzfähigkeit der US-Unternehmen zu stärken.
„Verfolgt Trump diesen Weg, kann die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen – und genau diese massiv negative Auswirkung ist das stärkste Argument gegen die Möglichkeit, dass Donald Trump diese Lösung wählt. Denn klar wäre in solch einem Fall: auch die US-Wirtschaft und der US-Aktienmarkt würden stark beeinträchtigt. Doch vielleicht überschätzt Donald Trump die Stärke der US-Wirtschaft und den politischen Gewinn, den er durch die Demonstration eines harten Kurses gegenüber den Chinesen erzielen kann.
Obwohl wir das letzte Szenario fürchten, ist das nicht unser erwartetes Szenario. Es besteht eine viel größere Wahrscheinlichkeit für eine Besserung oder eine Beibehaltung des Status quo im Laufe des kommenden Jahres. Deshalb haben wir in unseren Portfolios auch weiterhin eine geringe Übergewichtung in Aktien und eine entsprechende Untergewichtung in Anleihen. Trotz des Handelskriegs gehen wir momentan weiterhin von einem vernünftigen Wirtschaftswachstum aus, das den Unternehmen akzeptable Gewinne sichert – vor allem, weil die Zentralbanken die Wirtschaft mit einer lockeren Geldpolitik unterstützen“, schließt Skovgaard Andersen. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Danske Invest
Danske Invest ist einer der ältesten Vermögensverwalter Skandinaviens. Die Fonds des Investmenthauses verwalten ein Gesamtvermögen von über 96 Milliarden Euro, darunter über 850 Aktien-, Renten- und Mischfonds sowie mehrere Alternative Fonds.