Helaba Invest: Emerging-Market-Anleihen sind haltenswert
Die Asien-Krise vor der Jahrtausendwende lässt sich als Wendepunkt in der Geschichte der Schwellenländer identifizieren, stellt die Kapitalverwaltungsgesellschaft Helaba Invest in einem Marktkommentar fest. Seither sei der Großteil der Schwellenländer deutlich robuster geworden. Aus diesem Grund betrachten die Experten das derzeitige Marktsentiment als überlagert von einzelnen isolierten, negativen Themen (insbesondere Türkei und Argentinien), die nichts an den strukturellen Gegebenheiten der Schwellenländer ändern würden.
Als Lehre aus der Asien-Krise seien Festkurssysteme in der Folgezeit weitgehend durch flexible Wechselkurse ersetzt worden, erinnert die Helaba Invest. Eine flexible Währung reguliere fundamentale Ungleichgewichte und könne so die makroökonomischen Fundmentaldaten eines Landes automatisch stabilisieren. Der Währungseinbruch führe in der Regel zu einer höheren Inflation, welche die Importe verteuere und somit ein ursprünglich krisenauslösendes Leistungsbilanzdefizit in der Folge zurückbilden würde. Gleichzeitig verbilligten sich die Exporte für das Ausland, wodurch der Unternehmenssektor des betroffenen Landes an Wettbewerbsfähigkeit gewinne. Einige Länder würden sich heute zu sehr auf den automatischen Stabilisator Währung verlassen, heißt es einschränkend. Die Ursachen der makroökonomischen Ungleichgewichte sollten auch immer durch Strukturreformen adressiert werden, was in der Praxis häufig noch unzureichend geschieht, lautet es im Marktkommentar.
Des Weiteren habe sich die Schuldenstruktur von vielen Schwellenländern im Betrachtungszeitraum grundlegend verändert. Nach einer Studie von Moody’s hat sich im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2014 der durchschnittliche Anteil der Lokalwährungsverschuldung an der Gesamtverschuldung von Schwellenländern von 53,5 Prozent auf 74,1 Prozent erhöht. Des Weiteren hat sich der durchschnittliche Anteil der von ausländischen Gläubigern gehaltenen Schulden von 42,4 Prozent auf 32,2 Prozent reduziert. Die fiskalische Anfälligkeit von Schwellenländern sei somit deutlich verringert.
Zudem hätten die Länder in den vergangen zwanzig Jahren Puffer in Form von Devisenreserven aufgebaut. So seien die Reserven in den sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) heute achtzehn Mal höher als noch zu Zeiten der Asien-Krise. Insbesondere China, aber auch Brasilien, Russland und Indienwürden beeindruckende Polster ausweisen. Insgesamt kämen heute nur noch wenige Schwellenländer nicht der Empfehlung des Internationalen Währungsfonds nach, mindestens drei Monate der Importe durch die Höhe der Devisenreserven abdecken zu können. Somit wären die Länder heute vergleichsweise robust gegen makroökonomische Schocks aufgestellt und Spekulanten sehen sich deutlich schlagkräftigeren Zentralbanken gegenüber.
Im Unterschied zum sogenannten „Taper Tantrum“ (Zinsanhebung) vor fünf Jahren sehen die Experten den Markt heute besser auf den Pfad der Fed vorbereitet. Vor dem Hintergrund weiterhin gedämpfter Zahlen für Inflation und Stundenlöhne trotz Vollbeschäftigung deute zudem derzeit nichts darauf hin, dass die US-Notenbank mit ihrem Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik „hinter der Kurve“ wäre. Die US-Geldpolitik stelle keine Grundlage für eine neue Emerging-Markets-Krise dar, lautet das Fazit. Dennoch seien steigende Zinsen nicht positiv für Schwellenländer-Bonds, was teilweise jedoch auch schon in den Risikoprämien reflektiert werde. Das Thema Handelskrieg birgt aus Sicht der Helaba Invest ebenso wenig das Potenzial einer substantiellen Schwellenländer-Krise.
Quelle: Marktkommentar Helaba Invest
Die Empfehlung der Experten lautet: „Wir sehen keine Basis für eine fundamentale Emerging-Markets-Krise, halten aber auch das Aufwärtspotential aufgrund des herausfordernden Makro-Umfelds für begrenzt. In diesem Umfeld gilt es, die inzwischen wieder attraktiven Einstandsrenditen zu vereinnahmen und in Zeiten gestiegener Volatilität nicht in Aktionismus zu verfallen.“
Die Helaba Invest ist eine Kapitalverwaltungsgesellschaft im institutionellen Asset Management. Die Unternehmensstrategie basiert auf den drei Säulen „Master-KVG“, „Asset Management Wertpapiere“ sowie „Immobilien & Alternative Investments“. Als Brücke zwischen Master-KVG und Asset Management wird darüber hinaus ein Overlay Management angeboten. (TS1)