Deutscher Hotelmarkt nimmt wieder Schwung auf
Der Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) hat analysiert, wie sich die Corona-Krise auf die Rahmenbedingungen im Gastgewerbe ausgewirkt hat und das Reiseverhalten in Deutschland beeinflusst wurde.
Laut der Analyse von BNPPRE konnten am deutschen Hotelmarkt mit insgesamt rund 349 Millionen Gästeübernachtungen zwischen Januar und Ende September 2022 bereits vor Beginn des vierten Quartals die Werte aus dem Gesamtjahr 2021 (rund 310 Millionen Gäste) um knapp 13 Prozent getoppt werden. In der monatsweisen Betrachtung liegen die Übernachtungszahlen durch die wiedererstarkten Nachfrageimpulse im Städte- und Geschäftstourismus sowie bei den Gästen aus dem Ausland bereits seit August wieder auf Augenhöhe mit dem Niveau des Jahres 2019.
Die Auslastungsquote erreichte im Oktober dieses Jahres knapp 70 Prozent, was einem Anstieg um rund 26 Prozentpunkte in den vergangenen sechs Monaten gleichkommt (März 2022: 44 Prozent Auslastung) und an die Quoten anknüpft, die mit etwas über 70 Prozent in den Vor-Corona-Jahren gewöhnt war. In den größten Tourismus-Hochburgen, allen voran Berlin, Hamburg und München, werden bereits wieder Monatswerte von fast 79 Prozent, 76 Prozent und 73 Prozent erreicht. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Preis- beziehungsweise Erlös-Indikatoren ADR (Zimmerraten) und RevPAR (Zimmerpreise), die in den vergangenen sechs Monaten um ein beziehungsweise knapp zwei Drittel auf fast 127 Euro und 87 Euro pro Zimmer im Oktober zugelegt haben.
Trotz der sich andeutenden Trendwende bei den Tourismuskennzahlen sei auf die äußerst schwierige Situation für den Hotelmarkt in den Jahren 2020 und 2021 hingewiesen, in denen jeweils nur rund 60 Prozent der Übernachtungen aus dem Jahr 2019 gezählt werden konnten. „Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass das Gastgewerbe in dieser Zeit vollständig zum Erliegen gekommen ist, sondern vielmehr, dass deutliche Verschiebungen im Reiseverhalten zu beobachten waren, die sich auch zukünftig auf den Tourismussektor in Deutschland auswirken dürften“, erläutert Alexander Trobitz, Geschäftsführer und Head of Hotel Services bei BNPPRE. So waren 2019 mit Berlin (34 Millionen Gäste), München (18 Millionen Gäste) und Hamburg (15 Millionen Gäste) noch drei Städte in den Top 5 der beliebtesten Reisegebiete vertreten, während in den Jahren 2020 und 2021 Urlaubsregionen wie etwa die Ost- und Nordsee, das Allgäu, Vorpommern oder die mecklenburgische Ostseeküste die Spitzenpositionen unter den Reisegebieten besetzten.
Insgesamt mussten diese Urlaubs-Hotspots, trotz der einschneidenden Maßnahmen während der Corona-Krise, im Gesamtjahr 2021 mit einem Minus von durchschnittlich rund 17 Prozent im Vergleich zu 2019 geringe Rückgänge hinnehmen. Die größten deutschen Metropolen Berlin, Hamburg und München haben im gleichen Zeitraum dagegen um fast 60 Prozent nachgegeben. Jedoch erholten sich die Top-Märkte schnell. So lagen die Übernachtungszahlen der drei größten deutschen Städte zum Ende des dritten Quartals 2022 im Schnitt fast 130 Prozent über den Werten des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. In den Freizeitregionen, die sich in den vergangenen Jahren stabil präsentiert hatten, fiel demnach auch die Erholungskurve im Jahr 2022 mit einem Anstieg um weniger als 30 Prozent flacher aus als bei den größten Städtedestinationen.
Ob und inwieweit auch Hotel-Investments von den positiven Trends bei den Performance-Kennziffern profitieren können, bleibt gerade vor dem Hintergrund der finanzmarktgesteuerten Unsicherheiten auf dem gesamten Gewerbe-Investmentmarkt abzuwarten. „Deals wie der Ankauf des A-Rosa auf Sylt im dritten Quartal 2022 sind jedoch sowohl ein positives Signal für die weitere Entwicklung als auch ein Indiz dafür, dass deutsche Urlaubsregionen längst auf die Landkarte des Hotel-Investmentmarkts gerückt sind“, so Trobitz. (DFPA/JF1)
Das international tätige Immobilienberatungsunternehmen BNP Paribas Real Estate S.A.S. (BNPPRE) ist eine Tochtergesellschaft der französischen Großbank BNP Paribas.