Immobilienausblick: Hohe Zinsen, Geopolitik und Klimarisiko belasten Gewerbeimmobilien
John Murray, Managing Director & Portfoliomanager Gewerbeimmobilien bei der Investmentgesellschaft Pimco, und François Trausch, CEO und CIO des weltweit agierenden Immobilieninvestors und -managers Pimco Prime Real Estate, sehen den Gewerbeimmobilienmarkt an einem Scheideweg. Trotz hoher Zinsen und eines volatilen Umfelds bieten sich jedoch attraktive Chancen für Investoren, insbesondere in renditestarken Sektoren wie Rechenzentren und Logistik, die von Digitalisierung und E-Commerce profitieren. Investoren sollten diese Chancen strategisch nutzen.
Anhaltend hohe Zinsen der Zentralbanken belasten die Gewerbeimmobilienbranche. Die Zentralbanken seien eine „beständige Quelle der Frustration" für Kreditgeber und -nehmer, so Murray und Trausch, da sie die Zinsen zur Inflationsbekämpfung länger als erwartet hochhielten. Dies führte zu höheren Kreditkosten und sinkenden Bewertungen. Es wird von Realzinsen ausgegangen, die 200 bis 300 Basispunkte über dem Niveau von 2021 liegen. Folglich dürften die Kapitalisierungssätze erhöht bleiben und die Immobilienpreise deutlich unter ihren Höchstständen verharren. Drohende Kreditausfälle in Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar in den nächsten zwei Jahren verschärfen die Situation zusätzlich.
Trotz des schwierigen Umfelds sehen Murray und Trausch Chancen für Investoren mit Kapital und Expertise. Der Liquiditätsdruck eröffne Möglichkeiten für Sonderlösungen im Finanzierungsbereich. Zudem könnten Relative-Value-Chancen zwischen den Anlagesegmenten und Regionen mit robusten Fundamentaldaten genutzt werden. Einige der Sektor-Highlights:
Rechenzentren im KI-Zeitalter: Große Nachfrage und Risiken
Der KI-Boom hat laut Murray und Trausch einen „weltweiten Ansturm auf Rechenzentren" ausgelöst. Das globale Leasingvolumen erreichte im ersten Quartal 2024 bereits „1.800 Megawatt – womit es sich in nur drei Jahren versiebenfacht hat. KI könnte langfristig den Bedarf an Büro- und Studentenwohnungen verringern, die Bevölkerungsdichte in Städten senken und Nebenlagen unattraktiver machen. Rechenzentren bieten Anlegern als „kritische Infrastruktur" eine Möglichkeit, am KI-Wachstum teilzuhaben, „ohne auf die ultimativen Gewinner der KI-Technologie setzen zu müssen", so die Autoren.
Lager/Logistik: Nachhaltiges Wachstum durch Deglobalisierung und E-Commerce
„Die Deglobalisierung und der E-Commerce werden das nachhaltige langfristige Wachstum im Lager- und Logistiksektor weiter ankurbeln", so Murray und Trausch. In Asien treiben Nearshoring und Friendshoring die Nachfrage. „Japan und Südkorea könnten von einer Rückverlagerung der Produktion in den Heimatmarkt (Reshoring) profitieren". „Logistikimmobilien stehen wieder ganz oben auf der Einkaufsliste von Investoren" und könnten höhere Kapitalisierungssätze begrenzen. In den USA bleibt die Nachfrage positiv, jedoch abgeschwächt. Günstigere Sunbelt-Märkte „mit niedrigeren Eintrittsbarrieren könnten Zeuge einer Angebotswelle und längeren Verfügbarkeitsphase werden". (DFPA/mb1)
Die 1971 gegründete Investmentgesellschaft Pacific Investment Management Company (Pimco) mit Sitz in Newport Beach (Kalifornien, USA) ist seit dem Jahr 2000 eine Tochtergesellschaft des Allianz Konzerns.