Immobilienbranche: Der Raum wird zum kleinsten gemeinsamen Nenner
Simultan zum Arbeitsmarkt und zum Wandel der Städte befindet sich die Immobilienbrache im Umbruch. Zu diesem Fazit kommt Stefan Schillinger, Managing Partner des Münchner Immobilienentwicklers Accumulata Real Estate Group, im Podcast „Leaders, Punks & Legends" des WHU Real Estate Clubs. Nach seinen Worten müssen sich Immobilienentwickler und Asset Manager neu erfinden. Über das bloße Vermieten von Flächen hinweg, hin zu Erzeugern echter Mehrwerte für die Endnutzer.
In dem Podcast spricht Schillinger über das Neudenken von Quartieren, über ESG und über planungsrechtliche Grenzen. „Unsere Aufgabe als Projektentwickler ist es, den intrinsischen Wert von Grundstücken und Räumen freizusetzen. Wir machen aus komplexen Situationen weniger komplexe Situationen und erhöhen die Liquidität des Endprodukts. Aus kommerzieller Sicht sind die besten Projekte jene, bei denen man etwas sieht, das andere so noch nicht sehen", erklärt er zum Neudenken von Immobilienräumen. Schillinger zufolge gehört es zu den Kernkompetenzen von Projektentwicklern zu antizipieren, welche Lagen sich entwickeln und intrinsische Potenziale im Bereich des Versteckten zu finden und zu entfalten. Gerade die Corona-Pandemie habe bewiesen, dass man von überallaus arbeiten könne. Aber für die kreativen und innovativen Unternehmenskonzepte und -strategien seien interdisziplinäre Lösungen und Teams gefragt. „Im Homeoffice bleiben Leistungsfähigkeit und Innovationskraft oft auf der Strecke. Das Büro wird damit zum Raum, der Potenziale entfalten muss, die zuhause nicht zum Tragen kommen. Es muss alles können, was das Homeoffice nicht kann", sagt Schillinger. Im Kern werde das Office der Zukunft zur Begegnungsstätte und zum Erlebnisort.
Schillinger: „Das Büro steht künftig repräsentativ für die Purpose-Fragen, um die Unternehmen derzeit ringen, um wirtschaftlich und als Arbeitgeber wettbewerbsfähig zu bleiben." Laut Schillinger spielen zwei Faktoren eine essenzielle Rolle: Der Zufall und die Lage des Büros. „Ob auf dem kurzen Arbeitsweg oder im Büro: Zufällige Begegnungen sind nicht nur Inkubator für Kreativität. Sie sind zugleich Realitätscheck und Schmieröl im Getriebe demokratischer Organisationen. Vor allem in der Corona-Zeit haben die Menschen sehr unter der Berechenbarkeit und der Abwesenheit des Zufälligen gelitten. Nun wird der Raum wieder zum kleinsten gemeinsamen Nenner", erklärt er. Dem Immobilienexperten zufolge müssen die bereitgestellten Räume näher zusammenrücken sowie viele zufällige positive Effekte ermöglichen. Schillinger: „Bislang hat der Markt alles gerichtet. Aber das hat sich geändert. Das Maß an Innovationsbereitschaft, das wir in den letzten Monaten gesehen haben, ist höher als das Maß an Innovation in den vergangenen zehn Jahren." Die veränderten Zinskonditionen führen Schillinger zufolge aktuell zu einer Neubewertung der Assetklasse Immobilien. „Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren dank des günstigen Geldes aufgebläht. Wir werden nun mit großer Wahrscheinlichkeit eine Konsolidierung erleben", sagt Schillinger. (DFPA/mb1)
Die Accumulata Real Estate Group GmbH mit Sitz in München entwickelt und finanziert Immobilienprojekte.