Immobilienstimmungsindex von ZIA und IW Köln spiegelt angespannte Lage
Die Immobilienwirtschaft kann sich der angespannten ökonomischen Gesamtlage nicht entziehen. Die Stimmung hat sich gegenüber dem vorigen Quartal gleichwohl leicht verbessert, insgesamt jedoch bleibt sie mit einem Wert von 0,3 Punkten auf niedrigem Niveau. Dies belegt der aktuelle ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI), eine Konjunkturbefragung des IW Köln in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA).
Unternehmen spüren laut der Studie vor allem zunehmende Mehrbelastungen bei Baukosten und Zinsen, nachlassende Kaufkraft von Mietern sowie steigende Energiepreise – die bis zur nächsten Nebenkostenabrechnung vorfinanziert werden müssen. Umsatzrückgänge und hohe Energiepreise lassen die Gefahr von Mieter-Insolvenzen im gewerblichen Bereich steigen.
Die schwierigen Rahmenbedingungen erklären die skeptische Bewertung der aktuellen Lage der Unternehmen. Der Wert von nunmehr 21,8 Punkten zeigt einen Abwärtstrend. Denn vor einem Jahr wurden hier noch 71,7 Punkte registriert. Die Veränderung bei den Erwartungen fällt hingegen deutlich besser aus. Dieser Wert liegt nun bei -21,2; im Vorquartal lag er noch bei -42,9 Punkten.
Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA, drängt: „Das Veränderungstempo muss unbedingt dem Ernst der Lage angepasst werden.“ Die angespannte Stimmung in der Branche zeige: „Es braucht dringender denn je ein Umfeld, das den Freiraum schafft, damit wir uns dem üblen Trend entgegenstemmen.“ Mattner: „Die Branche verträgt keine weiteren Einschränkungen im Mietrecht oder beim Plan- und Baurecht.“ Politiker in Deutschland könnten die dramatische globale Entwicklung, die mit Russlands Angriff auf die Ukraine eine neue Dynamik erreichte, „nicht abwenden; sie können aber die Folgen deutlich abmildern“. Ein Deckel bei den Gaspreisen sowie modulares und serielles Bauen bieten sich aus ZIA-Sicht als besonders effektive Beschleuniger an.
Aus Sicht des ZIA ist ein investitionsfreundliches Klima jetzt ein Muss. Auch mit Blick auf die gesellschaftliche Stimmung. „Wenn die Innenstädte nicht verstärkt in den Blick genommen werden, kann das negative Effekte fürs Zusammenleben insgesamt haben“, warnt Mattner. Bund und Länder sollten im Schulterschluss mit Projektentwicklern Lösungen für begonnene oder geplante Vorhaben suchen, „um einem drohenden Stillstand der Stadtentwicklung etwas entgegenzusetzen“.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen rüstet sich die Immobilienbranche verstärkt für gestiegene energetische Anforderungen. Dies belegen die Ergebnisse der Sonderfrage zur eigenen Energieerzeugung. Konkret geht es zum Beispiel darum, ob Immobilienunternehmen zunehmend mit Anlagen wie Solardächern oder Pellet-Heizungen selbst aktiv sind oder werden. Von 38,6 Prozent der befragten Unternehmen werden solche Möglichkeiten bereits genutzt, bei 59,3 Prozent gibt es weitere Planungen. Besonders häufig kommen diese Techniken offenbar im Neubau zum Einsatz, wie der Wert von 78,8 Prozent bei Projektentwicklern zeigt. Auch ein Drosseln der warmen Mietnebenkosten ist ein wichtiges Motiv. Als Haupthemmnisse für den Bau eigener Energieerzeugung nennen Unternehmen die (Nicht-)Eignung der Standorte (40,5 Prozent), rechtliche Regelungen (40,5 Prozent) und die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren (39,1 Prozent) sowie fehlende Fachkräfte (34,4 Prozent). (DFPA/JF1)
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der deutschen Immobilienwirtschaft. Er hat die Verbesserung des wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und politischen Umfelds der Immobilienbranche zum Ziel. Als Unternehmer- und Verbändeverband sind im Jahr 2006 gegründeten ZIA mehr als 28 Mitgliedsverbände zusammengeschlossen, die für rund 37.000 Unternehmen der Branche sprechen.