Zinskommentar: Inflation in EU und Deutschland steigt
Die Inflationsrate in Deutschland steigt im Mai um 0,6 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent an. Damit knackt sie zum ersten Mal seit einem Jahr wieder die Zwei-Prozent-Marke. „Der abrupte Anstieg ist vor allem durch erhöhte Energie- und Urlaubsreisekosten bedingt“, sagt Michael Neumann, Vorstand beim Finanzdienstleister Dr. Klein Privatkunden. „Schaut man sich die Kerninflation an, die Preissteigerungen bei Nahrungsmittel und Energie außer Acht lässt, zeigt sich ein anderes Bild. Dann steigen die Preise in Deutschland um nur 0,2 Prozent auf 1,6 Prozent“, fährt Neumann fort. Auch in der gesamten Euro-Zone steigen die Preise: Die Teuerungsrate beträgt 1,9 Prozent. Damit liegt sie erstmals im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Kerninflation im Euro-Währungsgebiet beträgt 1,1 Prozent.
Generell lässt sich festhalten, dass die Inflation zwar gestiegen ist, sich aber noch nicht nachhaltig um die Zwei-Prozent-Marke bewegt, so Neumann. Damit hat das Anleihekaufprogramm sein Ziel erreicht. Zu Ende des Jahres 2018 wird das Anleiheankaufprogramm beendet. Ab September bis Ende Dezember 2018 wird die EZB noch Anleihen im Wert von 15 Milliarden Euro im Monat erwerben. Damit halbiert sie das bisherige Volumen. Diese Entscheidung verkündet der Zentralbank-Chef Mario Dragi auf dem auswärtigen Treffen der EZB im lettischen Riga Mitte Juni. Bis zum Sommer 2019 soll der Leitzins bei 0,0 Prozent bleiben. Im Markt wurden daraufhin Stimmen laut, dass in knapp einem Jahr die Zinsen steigen würden.
Die US-Notenbank Federal Reserve Bank (Fed) hat auf ihrer Sitzung im Juni den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben: Er beträgt nun zwischen 1,75 und 2,0 Prozent. Zudem stellte sie in Aussicht, dass weitere Erhöhungen in schnellerer Turnus folgen könnten. Der US-amerikanische Leitzins befindet sich nun auf dem Niveau von 2008. Die Fed sieht es als ihre Aufgabe, die sich auf Wachstumskurs befindende US-amerikanische Wirtschaft durch Zinserhöhungen vor einer Überhitzung zu schützen.
Donald Trump droht unterdessen neue Strafzölle an. Nach China muss nun auch die EU Zölle auf Exportwaren wie Stahl und Aluminium zahlen. „Die Strafzölle werden sich grundsätzlich wachstumshemmend auswirken. Ein Handelskonflikt zwischen den USA und China wird sich auch für Europa und Deutschland Folgen haben, weil die heutigen Handelsbeziehungen global und international verbunden sind“, so Neumann. Zudem wird es Verlagerungen geben: Wenn China beispielsweise die vom US-Zoll betroffenen Produkte im europäischen Markt absetzen möchte, beeinflusst das die Preise in Europa. „Tendenziell führt eine schwächere Konjunktur mittelfristig eher zu einer schwächeren Inflation“, resümiert Neumann. „Somit würde der Druck auf die EZB, die Zinsen anzuheben wieder verringert.“
Die Baufinanzierungszinsen bleiben in den vergangenen Wochen recht konstant, mit leichter Tendenz nach unten: Der Dr. Klein Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen beträgt aktuell 1,10 Prozent. „Gerade war eine verstärkte Nachfrage nach sicheren Anlageformen erkennbar. Infolgedessen sank deren Rendite. Gründe dafür könnten der Handelsstreit der USA und die Uneinigkeit in der EU in punkto Flüchtlingskrise sein. Diesem Trend nach unten könnten die Baufinanzierungszinsen folgen – hierbei handelt es sich jedoch nur um geringfügige Veränderungen“, prognostiziert Neumann.
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein
Die Dr. Klein Privatkunden AG mit Sitz in Lübeck ist ein unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 200 Filialen beraten rund 550 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (JF1)