Inflation, Zinsen und Geldanlage: Viele Sparer sind überfordert
Für die Bürger macht sich die Inflation momentan direkt im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch die Zinsen für Geldanlagen und Kredite sind in Bewegung gekommen. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wollte im Rahmen des regelmäßig erhobenen Geldanlage-Index „DIVAX-GA“ insbesondere wissen, wie die Menschen mit ihrer Geldanlage auf die Inflation und die gestiegenen Zinsen reagieren.
Besonders gravierend seien die Auswirkungen der inflationsbedingt stark gestiegenen Zinsen für den Immobiliensektor. Dazu Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Die Zinsen für Immobiliendarlehen haben sich binnen Jahresfrist mehr als verdreifacht. Ein Durchschnittshaushalt kann sich die monatlichen Raten kaum noch leisten, zumal die Immobilienpreise nicht sinken. Sie steigen zwar nicht mehr flächendeckend, bleiben auf hohem Niveau stabil. Auch die Aufträge für Neubauprojekte sind drastisch zurückgegangen, weil zusätzlich im Zuge der Inflation die Preise für Baustoffe stark gestiegen sind.“
So stark die Effekte bei Baufinanzierungen und beim Bausparen sind, so schwach seien die Reaktionen bei der Geldanlage. In der DIVA-Umfrage gaben über 50 Prozent der Befragten an, nicht gegenzusteuern oder sich mit dem Thema Inflation, Zinsen und Geldanlage nicht zu beschäftigen. Nur 13,4 Prozent agieren aktiv, 35,9 Prozent teilweise. Und das obwohl knapp 90 Prozent (89,8 Prozent) der Menschen in Deutschland mit einer weiter steigenden, anhaltend hohen oder höchstens leicht sinkenden Inflation rechnen. „In diesem Marktumfeld nimmt der Druck auf die langfristige Geldanlage und Altersvorsorge deutlich zu, und dies umso mehr, als viele Banken und Sparkassen auf Einlagen nach wie vor nur magere Zinsen vergüten. Weil die Kunden tatenlos zusehen, können sie die Differenz zu höheren Leit- und Kreditzinsen in voller Höhe für sich einstreichen“, kommentiert Heuser. „Letztlich ist der Gewinn der Kreditinstitute der Verlust der privaten Anleger“, sagt Oliver Mathais, Geschäftsführer des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte VGA, eines der Trägerverbände des DIVA. „Es gilt mehr denn je, die Bürgerinnen und Bürger im Beratungsgespräch aufzuklären und zu motivieren. Geldanlagen in Form von zinsarmen Einlagen verlieren durch die Inflation real massiv an Wert. Gleichzeitig werden Möglichkeiten ignoriert, diesen Realverlust durch festverzinsliche Papiere oder Aktien klein zu halten; immerhin ließen sich hier Guthabenzinsen von bis zu drei Prozent bei Termingeldern und Dividendenrenditen von bis zu fünf Prozent realisieren. Aber die Menschen handeln nicht, weil ihnen die notwendigen Kenntnisse fehlen und sie nicht wissen, was zu tun ist.“
So gaben über 54 Prozent der vom DIVA-Befragten an, nicht zu wissen, wie sie ihre Geldanlagen vor Inflation schützen können, oder sie beschäftigen sich nicht aktiv damit. Mehr als 20 Prozent meinten sogar, dass Tagesgelder und Sparbücher geeignete Sparformen sind, um der Inflation entgegenzuwirken. „Es ist derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Beraterinnen und Berater, hier tätig zu werden“, so Mathais. (DFPA/mb1)
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH (DIVA) in Frankfurt am Main ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW).