Institut der deutschen Wirtschaft: Zugang zur Börse erleichtern
Die Zahl der börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist seit 1991 um fast 38 Prozent gesunken. Die Ursachen analysiert eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die Politik könnte diesen Trend umkehren – auch durch Anreize für Investoren, sich wieder stärker in Aktien zu engagieren.
Dass in Deutschland in den vergangenen Jahren mehr Unternehmen der Börse den Rücken gekehrt haben, als neu notiert wurden, habe mehrere Ursachen: So mangele es der Börse an potenziellem Nachwuchs: Die Zahl der neu gegründeten Unternehmen mit voraussichtlich größerer Bedeutung, aus denen sich die Börsenkandidaten rekrutieren, ist von knapp 176.000 im Jahr 2004 auf zuletzt rund 126.000 zurückgegangen. Zudem betrachteten Unternehmen, die Eigenkapital aufnehmen wollen, privates Beteiligungskapital offenbar zunehmend als gute Alternative zum Börsengang. Und deutsche Unternehmen, Banken, Versicherungen und Haushalte investierten seit dem Jahr 2000 weniger in notierte Aktien.
Börsennotierte Aktien seien jedoch als Finanzierungsinstrument für größere und innovative Unternehmen bedeutsam, da über den Börsengang effizient Mittel von einer breiten Investorenbasis mobilisiert werden könnten. Anders als Kreditmittel stehe das Börsenkapital dem Unternehmen zudem langfristig zur Verfügung.
„Um die Eigenkapitalfinanzierung zu stärken, muss es aber auch für Anleger attraktiv sein, langfristig in Unternehmen zu investieren“, sagt IW-Wissenschaftler Klaus-Heiner Röhl. Dass sich Banken und Versicherungen zurückgezogen haben, sei wohl eine unerwünschte Nebenwirkung der strikteren Finanzmarktregulierung, die Aktieninvestments vorwiegend als Handelstätigkeit behandelt. „Bei einer langfristigen Investition sind die Risiken für Anleger aber deutlich geringer als im Handel. Das sollte sich in den Regulierungsvorschriften widerspiegeln“, fordert IW-Finanzexperte Markus Demary. Damit Aktien in der Altersvorsorge wieder eine größere Rolle spielen, empfiehlt er außerdem, durch eine steuerliche Förderung die Verbreitung von Belegschaftsaktien zu erhöhen.
Quelle: Pressemitteilung IW Köln
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. (mb1)