Investitionen in deutsche Fintechs nehmen zweistellig zu
Der deutsche Fintech-Markt wird reifer: Die Investitionen in junge Technologieunternehmen aus der Finanzbranche betrugen in den ersten neun Monaten 477 Millionen Euro und werden nach Schätzung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zum Jahresende 636 Millionen Euro betragen - eine Steigerung um zwölf Prozent gegenüber 2017. Allerdings wird die Zahl der Deals voraussichtlich nicht die 67 Deals aus dem Vorjahr übertreffen. Bisher wurden 49 Deals getätigt.
Die Zahl der Fintechs in Deutschland scheint sich zu stabilisieren: Im ersten Halbjahr 2018 wurden nur sechs Neugründungen gezählt nach 22 im Gesamtjahr zuvor. Unter Berücksichtigung von gescheiterten Geschäftsmodellen wuchs der Gesamtmarkt damit nur um zwei Unternehmen auf 303 Fintechs. Das sind Ergebnisse der aktuellen EY-Studie „Germany Fintech Landscape 2018“.
EY-Partner Christopher Schmitz beobachtet ein „Erwachsenwerden“ der Branche: „Nach der hohen Zahl der Neugründungen der vergangenen Jahre konzentrieren sich die Unternehmen jetzt auf die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle und die Internationalisierung. So wollen sie sich im immer stärker werdenden Wettbewerb wappnen und sich eine größere Kundenbasis aufbauen. Druck erhalten sie von zwei Seiten: aus dem Inland von traditionellen Finanzinstituten, die lange abgewartet haben, aber inzwischen immer stärker selbst auf neue Technologien setzen. Aus dem Ausland drängen außerdem Wettbewerber auf den deutschen Markt, der wegen der schieren Größe und der Wirtschaftskraft attraktiv ist.“
Die deutschen Fintechs verteilen sich vor allem auf die Städte Berlin (81 Fintechs), Frankfurt/Rhein-Main-Region (74) und München (48). Etwa ein Drittel der Fintechs - also 100 - haben nach EY-Schätzung den Sprung über die Grenze auf Auslandsmärkte gewagt. Andersherum sind den Schätzungen zufolge rund 84 Fintechs mit Sitz im Ausland auf dem deutschen Markt aktiv. „Das Interesse deutscher Fintechs über die Landesgrenze hinaus zu expandieren, hat definitiv zugenommen. Viele Unternehmen haben in diesem Jahr den Sprung ins Ausland angekündigt“, hat EY-Partner Jan-Erik Behrens beobachtet. „Auf vielen Märkten ist die Konkurrenz noch nicht so hart wie in Deutschland“, nennt er als Grund. Gerade das deutschsprachige Ausland - also Österreich und die Schweiz - seien für viele Fintechs interessant, weil sie ihre Lösungen ohne Sprachbarrieren einer größeren Anzahl von Kunden anbieten könnten.
Quelle: Pressemitteilung EY
EY (Ernst & Young) ist ein globales Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist London. Die Gruppe beschäftigt über 260.000 Mitarbeiter an 700 Standorten in 150 Ländern. (Stand: 30. Juni 2018) (TH1)