Investmentkommentar: "Schwellenländer bergen Chancen"
Nach Anzeichen einer Erholung in den Schwellenländern (Emerging Markets, EM) zu Beginn des Jahres haben Sorgen um eine nachlassende Konjunktur in China, aber auch in Europa und Japan, Anleger in Schwellenländern verschreckt. Morgan Harting, Portfolio Manager Emerging Markets Multi-Asset beim Asset Manager AllianceBernstein (AB), ist jedoch überzeugt: „Jenseits der negativen Schlagzeilen gibt es in vielen Regionen und Anlageklassen weiterhin solide Wachstumschancen.“
Anfang des Jahres hatten sich die Kapitalmärkte der Emerging Markets rasch erholt, nachdem die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed in weite Ferne rückten und die Hoffnung auf eine Lösung des US-chinesischen Handelskonflikts erwachte. Zwar habe der Aufschwung in den vergangenen Wochen etwas nachgelassen. „Dennoch sind wir der Meinung, dass die Erholung weitergehen wird - wenn auch mit einer erhöhten Volatilität“, so Harting.
Gründe für Zuversicht gäbe es viele. Nicht nur die relativen Bewertungen und die Aussichten in Bezug auf die Unternehmensgewinne erfreuen den Schwellenländer-Experten. Auch die Entwicklung des US-Dollar stimmt Harting zuversichtlich: „Unserer Ansicht nach ist die US-amerikanische Währung mittlerweile extrem überteuert. Wir glauben, dass dieser Trend nicht nachhaltig ist und sich sogar umkehren könnte. Das könnte Vermögenswerten aus den Schwellenländern weiteren Auftrieb geben.“
Anleger sollten jedoch nicht vergessen: Nicht alle Schwellenländer haben gleichermaßen unter dem starken Dollar gelitten - und sind auch von den Handelsspannungen zwischen den USA und China unterschiedlich stark betroffen. Zudem sind die Länder wirtschaftlich und politisch sehr verschieden. „Anleger benötigen einen guten Durchblick und eine differenzierte Herangehensweise, was die Regionen, Assetklassen und Sektoren angeht“, betont Harting. Er sieht heute drei Regionen, die aktuell solide Anlagechancen bieten könnten: China, Türkei und Indonesien.
Chinesische Aktien seien auf Basis der Kurs-Gewinn- und Kurs-Buch-Verhältnisse günstig. Selbst wenn eine wirkliche Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China nicht unbedingt unmittelbar bevorstehe, sei die sinkende Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eskalation positiv zu werten.
Die Korrektur in der Türkei an den Aktien- und Devisenmärkten war extrem und die Risikoprämien bei türkischen Titeln gehören heute nach Meinung von Harting zu den höchsten aller Schwellenländer. Historisch gesehen erlebten Schwellenländer innerhalb der zwei Jahre nach einem Währungscrash wie jenem in der Türkei im Jahr 2018 einen starken Aufschwung – vorausgesetzt, die Wirtschaft stabilisiert sich und Investoren steigen wieder ein. Dennoch dürften türkische Aktien und die Lira aufgrund der anhaltenden Skepsis der Anleger volatil bleiben.
„In den meisten Schwellenländern sehen wir bei Aktien mehr Potenzial als bei Anleihen. Für Indonesien gilt jedoch das Gegenteil. Denn: Die Aktienbewertungen in Asiens drittgrößtem Land nach Bevölkerung sind vergleichsweise hoch – Anleihen sind dagegen attraktiv, denn Haushaltslage und politische Situation sind stabil. So können indonesische Staatsanleihen einem diversifizierten EM-Portfolio zusätzlichen Halt verleihen“, so Harting abschließend.
Quelle: Marktkommentar AllianceBernstein
AllianceBernstein Ltd (AB), ist eine global agierende Fondsgesellschaft mit einem verwalteten Vermögen von rund 516 Milliarden US-Dollar (Stand: 31. Dezember 2018). (TH1)