IVD: Wohnungsnot wird größer als gedacht
Um den Wohnraumbedarf, der sich unter anderem aus der aktuellen Flüchtlingskrise ergibt, zeitnah zu decken, müssen bis 2020 jährlich rund 494.000 Wohnungen gebaut werden. Dies entspricht 1,2 Prozent des Bundesbestands (Stand 2013). Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Universität Freiburg im Auftrag des Immobilienverband Deutschland IVD. Die von Prof. Bernd Raffelhüschen (ehemaliges Mitglied der Rürup-Kommission) erstellte Studie erfasst die Auswirkungen der Flüchtlingsströme auf die langfristige Wohnimmobiliennachfrage in Deutschland. Sie stellt dem Basisszenario ein Flüchtlingsszenario zum Bevölkerungswachstum gegenüber.
„Die Nachfrage nach Wohnraum steigt drastisch durch den Zustrom an Flüchtlingen, das Basisszenario wird dadurch gestärkt“, so Raffelhüschen. „Im vergangenen Jahr sind über eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Auf lange Sicht geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass weiterhin jährlich 200.000 Menschen nach Deutschland einwandern werden. Der Wohnflächenbedarf ist noch viel größer als angenommen, bis 2060 wird dieser nicht mehr unter das Niveau von 2016 fallen“, sagt Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbandes IVD. „Der forcierte Neubau ist das einzig wirksame Mittel um dem Problem zunehmender Wohnraumknappheit zu begegnen. Alleine im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nur ca. 309.000 neue Wohnungen genehmigt. Das sind rund 191.000 Wohnungen zu wenig“, so Schick.
Wie aus der Studie hervorgeht, beeinflusst die Zahl der Eingewanderten durch den Flüchtlingsstrom die Bevölkerungsgröße deutlich. Die größte Differenz der Bevölkerungsgröße im Flüchtlingsszenario wird 2037 mit rund zwei Millionen zusätzlichen Einwohnern über dem Basisszenario prognostiziert. In beiden Szenarien sinkt die Bevölkerung langfristig allerdings wieder. Im errechneten Flüchtlingsszenario sinkt die Bevölkerungszahl ab 2043, während sie im Basisszenario ohne Bevölkerungszunahme durch Flüchtlinge nur bis 2032 zum ersten Mal unter den Wert von 2013 fallen würde.
Circa 422.000 der benötigten Wohnungen liegen in den alten und rund 72.000 in den neuen Bundesländern. Das entspricht rund 1,3 Prozent des westdeutschen beziehungsweise 0,85 Prozent des ostdeutschen Bestandes. Um allein den Bedarf an Wohnungen für die Flüchtlinge zu decken, müssten bundesweit jährlich 174.000 Wohnungen gebaut werden. Das sind rund 0,42 Prozent des Bundesbestandes. Davon fallen rund 149.000 Wohnungen West- und circa 25.000 Ostdeutschland zu.
Da Zuwanderer üblicherweise im Schnitt jünger als die vorhandene Bevölkerung seien (die Auswanderer seien hingegen älter), wirke sich die Entwicklung der Zuwanderung, neben der absoluten Bevölkerungsgröße, auch auf die Altersstruktur aus. Die Zuwanderung bremse die Alterung der Gesellschaft, könne diese aber nicht völlig aufhalten. Werde die Bevölkerung zu Beginn verjüngt, altere die Bevölkerung ab 2053 sogar durch die Flüchtlinge.
Quelle: Pressemitteilung IVD
Der Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V. ist die Berufsorganisation und Interessensvertretung der Beratungs- und Dienstleistungsberufe in der Immobilienwirtschaft. Der IVD hat rund 6.000 Mitgliedsunternehmen, darunter Immobilienberater, Immobilienmakler, Bauträger, Immobilienverwalter, Finanzdienstleister und Bewertungssachverständige sowie weitere Berufsgruppen der Immobilienwirtschaft. (mb1)