IW: Die neue Stadtflucht
Deutschlands Großstädte erleben seit Jahren einen Aufwärtstrend. Für das Bevölkerungswachstum sorgen vor allem junge Inländer und Zuwanderer, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Familien ziehen laut Studie dagegen immer häufiger ins Umland der Großstädte – dort könnten sie sich mehr Wohnfläche leisten.
Berlin ist zwischen 2011 und 2017 jedes Jahr um 1,4 Prozent gewachsen, Hamburg und München verzeichneten im gleichen Zeitraum ein Bevölkerungswachstum von mehr als einem Prozent pro Jahr. Für dieses Wachstum seien vor allem junge Leute aus dem In- und Ausland verantwortlich, zeigt eine IW-Studie, in der 71 deutsche Großstädte mit den 330 sonstigen Kreisen verglichen wurden. Das Ergebnis: Während junge Deutsche und Ausländer zum Studieren oder Arbeiten in die Städte ziehen, verlassen wohnungssuchende Familien mittlerweile wieder häufiger die Zentren und ziehen ins Umland, wo mehr Wohnfläche weniger kostet.
Die Studie zeige auch, dass Ausländer sich mit kleineren Wohnungen zufriedengeben: So lebt ein Deutscher im Schnitt auf 48,4 Quadratmetern, während Menschen mit Migrationshintergrund sich mit durchschnittlich 32,9 Quadratmetern zufriedengeben. „Wer mehr Platz braucht, zieht immer häufiger ins städtische Umland“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Ralph Henger. „Diesen Trend beobachten wir seit 2014. Davor waren die Immobilien in den Großstädten vergleichsweise preiswert. Inzwischen gibt es jedoch kaum günstige Wohnungen oder Häuser.“ Besonders deutlich lasse sich diese Entwicklung in dicht bebauten Städten wie München oder Stuttgart beobachten.
Ländlich geprägte Kreise mit schlechter Infrastruktur profitierten von der neuen Stadtflucht bisher kaum, so die IW-Wissenschaftler in ihrer Studie. Regionen mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und schlechter Breitbandversorgung schrumpften ungeachtet des Trends weiter.
Quelle: Pressemitteilung IW
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist ein privates Wirtschaftsforschungsinstitut. Es veröffentlicht Studien, Projekte und Handlungsempfehlungen, die sich an Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft richten. (mb1)