IW-Studie: Basel III schwächt Banken als Langfristfinanzierer
Die Basel III-Regeln sollen das Finanzsystem stabilisieren. Doch das Reformpaket schwächt die Rolle der Banken als Finanzierer von Krediten mit längerer Laufzeit. Das kann negative Folgen für die Realwirtschaft haben, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zeigt.
Im Rahmen von Basel III sollen Banken unter anderem verpflichtet werden, ihren Eigenkapitalanteil zu erhöhen und Mindestquoten für die Liquiditätsreserve einzuhalten. Darüber hinaus soll das Verhältnis des Kernkapitals zur gesamten Bilanzsumme - die Leverage Ratio - nicht unter drei Prozent liegen. Diese Regeln sollen das Finanzsystem stabilisieren.
Kritisch ist laut Studie insbesondere die Leverage Ratio zu sehen, denn bislang ist die gleiche Kernkapitalquote für alle Kreditinstitute vorgesehen, unabhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell und -risiko. Hier gibt es nach Meinung der IW-Experten Änderungsbedarf. Schließlich hätten Institute, die vergleichsweise sichere Kredite, etwa für die Immobilienfinanzierung in Deutschland, vergeben, geringere Margen als jene Finanzdienstleister, die hochriskant agieren. Entsprechend falle es den Langfristfinanzierern deutlich schwerer, ihr Eigenkapital wie gefordert aufzubauen. Viel einfacher sei es für sie, ihre Bilanzsumme zu reduzieren, also weniger Kredite zu vergeben, um die Quote zu erfüllen. Doch dies schade der Realwirtschaft und trage nicht dazu bei, dass das System stabiler werde.
„Ziel der Politik sollte es sein, Banken robuster aufzustellen, dabei aber nicht ihre Rolle als Langfristfinanzierer zu untergraben“, so IW-Direktor Michael Hüther. Sowohl die Leverage Ratio als auch die strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) sollten daher keine bindenden Restriktionen, sondern nur Kennziffern sein, mit denen die Aufsichtsbehörden Marktentwicklungen besser beobachten können. Zudem ist es laut Studie keine Lösung, anderen Finanzintermediären die Langfristfinanzierung anzuvertrauen. Hüther: „Mit einer Verschiebung der Kreditvergabe in einen weniger regulierten, weniger etablierten und weniger erfahrenen Sektor erhöht sich die Gefahr neuer Verwerfungen. Im Endeffekt werden damit die Banken zwar robuster, doch die Risiken für das gesamte Finanzsystem und die Realwirtschaft steigen.“
Quelle: Pressemitteilung IW Köln
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. (TH1)