Jeder zweite Finanzdienstleister öffnet sich für Partner
Die Hälfte der Banken und Versicherer in Deutschland plant Investitionen in mehr digitale Schnittstellen für Drittunternehmen zu ihren IT-Systemen. Die Finanzdienstleister wollen damit Effizienzprobleme im Bankbetrieb lösen. 72 Prozent der Institute wollen zudem umständliche Prozesse erneuern, automatisieren und so Kosten sparen. So die Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut, die die Ergebnisse einer Befragung unter 323 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wiedergeben.
Banken und Versicherer suchen derzeit intensiv nach Möglichkeiten, Kosten zu senken und schneller sowie insgesamt effizienter zu arbeiten. Jedes dritte befragte Finanzdienstleistungsunternehmen hat eigenen Angaben zufolge Effizienzprobleme im IT-Betrieb, für jeden vierten Entscheider behindern ineffiziente Abläufe das normale Tagesgeschäft. In der Öffnung ihrer IT-Systeme und in so genannten API-Schnittstellen sieht ein Großteil der Manager ungenutztes Potenzial, um beispielsweise die Entwicklungszeit für Finanzentwicklungen und Kosten signifikant zu reduzieren.
„Viele Banken standen einer Öffnung bis vor einigen Monaten eher skeptisch gegenüber. Die PSD2-Richtlinie galt vor allem als verordnetes Freischalten wichtiger Daten für Wettbewerber“, sagt Robert Bölke, Experte für Digitale Geschäftsmodelle für Banken bei Sopra Steria Next. „Mit zunehmenden Kostendruck, der durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt wurde, entdecken viele Manager in Open Banking nun ein digitales Instrument, das handfeste Mehrwerte bietet“, so Bölke.
Die Hebel für mehr Effizienz durch Schnittstellen sind Standards und Wiederverwertbarkeit. Banken und Versicherer wollen ihre IT-Monolithen, bei denen alle Funktionen in einer einzigen Softwarelösung enthalten sind, in Plattformen verwandeln. Module wie die Identifizierung von Kunden bei Konto- oder Depoteröffnungen sowie bei Kreditanträgen lassen sich über Schnittstellen schnell andocken und müssen nicht von einer Bank immer wieder neu entwickelt oder angepasst werden, so die Strategie vieler Institute.
Jenseits des klassischen Marktes für Finanzprodukte und Dienstleistungen, entsteht zudem seit einiger Zeit ein neuer B2B-Markt für effiziente Prozesse und Services. Für diverse Prozesse in der Wertschöpfung haben sich Marktführer etabliert, beispielsweise die Deutsche WertpapierService Bank und im Zahlungsverkehr Paypal. Bislang tun sich Banken und Versicherer allerdings in der Breite schwer damit, ihre Wertschöpfungsketten aufzubrechen und externe Prozesse und Dienste in ihr Geschäft zu integrieren.
Die Einführung von Schnittstellen soll darüber hinaus nicht nur Kosten einsparen und Prozesse beschleunigen, sondern auch Erträge einspielen. Das zeigen Initiativen wie die Beteiligung der Schufa an dem Fintech Finapi und das API-Programm der Deutschen Bank. Die größte Bank in Deutschland bietet beispielsweise neben den Pflichtschnittstellen, die Banken durch PSD2-Richtlinie bereitstellen müssen, sogenannte Premium-APIs an. Drittanbieter können so Zugang zu zusätzlichen, von Kunden freigegebenen Daten erhalten. Dazu gehören beispielsweise Kreditkarten- oder Depotinformationen.
Der Versicherer Allianz hat sich zudem die Dienste des Banking-API-Anbieters Fintecsystems gesichert. Ziel ist, ein komplettes Ökosystem für Finanzdienstleistungen aufzubauen, bei dem auch Kontoinformationen der Nutzer in die Plattform einfließen sollen. „Banken und Versicherer sollten die API-Strategie als Paket denken, das hilft Kosten zu senken, aber auch Türen für neue Geschäftsmodelle zu öffnen. Als reines Einsparprogramm greifen die Investitionen zu kurz“, sagt Bölke. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Sopra Steria
Sopra Steria Consulting ist ein Anbieter für digitale Transformation und bietet Beratung, Systemintegration, Softwareentwicklung, Infrastrukturmanagement sowie Business Process Services.