Jyske Capital: Wende am Aktienmarkt ist nur eine Frage der Zeit
Die Frage, wann Aktien ihren Scheitelpunkt erreichen, ist in der Praxis schwer zu beantworten. Allerdings lasse sich analysieren, wie wirtschaftliche und finanzielle Faktoren kurz vor einer Wende der Entwicklung aussehen, schreibt Ib Fredslund Madsen, Chefstratege der dänischen Jyske Bank-Gruppe, in einem Marktkommentar.
Vor dem Scheitelpunkt des Aktienmarktes würden die Kursbewegungen häufig rund sechs Monate vorher eine letzte Bewegung nach oben vollziehen. Durchschnittlich wären in diesem Zeitraum Kurssteigerungen von rund 16 Prozent zu beobachten. In den drei Monaten vor einer solchen Wende liegen diese Kurssteigerungen bei durchschnittlich acht Prozent, heißt es. In den jetzt zurückliegenden sechs Monaten stiegen US-Aktien um rund 13 Prozent, in den vergangenen drei Monaten um 7,8 Prozent. Das beurteilt Madsen nicht als einen absoluten Höhepunkt aus. „Aber wir sind jetzt näher an den Spitzenbedingungen als Anfang Dezember 2017.“
Langfristige Modelle für die Preisfestsetzung würden aktuell einen hoch bewerteten Aktienmarkt signalisieren. Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis, gemessen als der erwartete Gewinn in den kommenden zwölf Monaten, beläuft sich bei einem Scheitelpunkt im Durchschnitt auf 18 (für den Aktienindex S&P 500) und wächst in den sechs Monaten davor um knapp zwei Punkte. Derzeit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 18,2 mit einer Steigerung um 0,5 in den vergangenen sechs Monaten. Madsen betrachtet dies als einen Höhepunkt.
Ferner erklärt Madsen, dass es in acht der vergangenen neun Wendepunkte auf dem Aktienmarkt es zu einer Vergrößerung der Kreditspanne zwischen US-Hochzins- und Staatsanleihen gekommen war. Sieben Monate vor einem absoluten Höhepunkt wuchs die Kreditspanne um durchschnittlich 137 Basispunkte. Seit Februar 2017 schrumpft die US-High-Yield-Spanne. Erst in jüngster Zeit kam es zu einem Anstieg von rund 25 Basispunkten und bedeute keinen Höhepunkt für den Aktienmarkt.
Die Früherkennung einer Rezession durch den Aktienmarkt ist laut Madsen unterschiedlich. Bei den vergangenen vier Rezessionen betrug der Vorlauf in den USA maximal elf Monate. Die Wahrscheinlichkeit für eine US-Rezession schwanke von Modell zu Modell. Das Modell der US-Notenbank zeige derzeit eine neunprozentige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den kommenden zwölf Monaten. Rückblickend traten Probleme auf dem Aktienmarkt immer erst dann auf, wenn die Wahrscheinlichkeit bei mehr als 20 Prozent lag, ergänzt der Chefstratege.
Oft würden vor einem Wendepunkt auch neue Paradigmen entwickelt. Das einzige, was man derzeit möglicherweise als Paradigmenwechsel bezeichnen könnte, ist für Madsen die Beschreibung niedriger Zinsen als eine der Ursachen für ein Aussetzen der normalen Bewertung von Aktien. Auch darin erkennt Madsen keinen Hinweis auf einen Höhepunkt des Aktienmarktes.
Das Fazit von Jyske Capital lautet: Der Wendepunkt ist wahrscheinlich noch nicht erreicht, dürfte aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Im ersten Teil des Jahres 2018 könnten risikobehaftete Vermögenswerte wie Aktien weiterhin gestützt werden, im zweiten Teil jedoch die Risiken zunehmen.
Quelle: Marktkommentar Jyske Capital
Die Fonds der Jyske Invest werden von Jyske Capital verwaltet, dem Vermögensverwaltungsteil der Jyske Bank. Jyske Capital verwaltet ein Vermögen einschließlich der Mandate für Risikomanagement von derzeit rund 22 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2017). (TS1)