Kames Capital: Sind Hochzinsanleihen derzeit eine Kaufoption?
Die Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen haben dazu beigetragen, die Märkte teilweise zu stützen und eine Risikoerholung voranzutreiben. Defensive, qualitativ hochwertigere Hochzinsanleihen mit BB-Rating haben sich als Hauptprofiteure bei der Trendwende der Risikostimmung erwiesen. Doch bedeutet dies, dass Hochzinsanleihen aufgrund ihrer attraktiven Titelbewertung nun eine günstige Kaufgelegenheit für Investoren darstellen? Oder sollte dort besser Vorsicht geboten sein? Thomas Hanson, Leiter High Yield Fixed Income bei dem Vermögensverwalter Kames Capital, gibt eine Einschätzung der aktuellen Situation ab.
Die Märkte für Hochzinsanleihen haben im ersten Quartal 2020 eine stürmische Zeit durchlebt, eines der schlechtesten Quartale aller Zeiten verzeichnet und negative Renditen erzielt, wie es sie seit den dunkelsten Tagen der großen Finanzkrise nicht mehr gegeben habe.
Der globale Markt für Hochzinsanleihen biete inzwischen eine Effektivrendite von circa 8,5 Prozent. Bedeute dies also, dass er für Investoren eine günstige Kaufgelegenheit darstelle? Die Bewertungen seien gewiss überzeugend, doch blieben klare Risiken bestehen. In diesem Jahrhundert bestand nur sehr wenige Male die Möglichkeit, dass Anleger auf diesem Niveau kaufen konnten. Zwar fielen die späteren Renditen sehr positiv aus, dennoch gebe es viele Gründe, an diesem Punkt vorsichtig zu sein. Hohe Renditen werden laut Kames Capital aufgrund ihres idiosynkratischen Charakters von einzelnen Gewinnern und Verlierern definiert, so dass eine solide Fundamentalanalyse unerlässlich sei.
Trotz attraktiver Titelbewertungen sollten Investoren bedenken, dass diese Krise ganz anders sei als alles, was der Markt bisher erlebt habe. Offensichtlich hänge vieles von der Dauer des wirtschaftlichen Ausfalls ab, und dazu lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage machen. Defensive, qualitativ hochwertigere Hochzinsanleihen mit BB-Rating hätten sich als Hauptprofiteure bei der Trendwende der Risikostimmung erwiesen. Denn sie werden als die einzig möglichen Gewinner betrachtet, die hervorkommen könnten. Das mache es so schwer, sie aufzuspüren. Zyklische Industrieunternehmen mit niedrigerem Rating bildeten die Nachzügler, da viele Investoren ihre Portfolios trotz des niedrigeren Bewertungsniveaus immer noch von derartigen Krediten bereinigen wollten.
Die von der US-Notenbank in der vergangenen Woche angekündigten Maßnahmen seien möglicherweise in der Lage, die Stimmung unter den Anlegern sinnvoll zu beeinflussen. Die US-Notenbank habe sich mit einer der größten potenziellen Herausforderungen für den Markt befasst, nämlich mit der Bereitschaft und Fähigkeit, gefallene Engel zu kaufen. Zudem habe die Fed auch effektiv Unterstützung für den Markt für Hochzinsanleihen zugesagt, indem sie angeboten hat, eine kleine Menge von High Yield ETF zu kaufen und kleineren Emittenten im Rahmen des Main-Street-Lending Programms Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dies könne den Emittenten, die mit einer Liquiditätskrise konfrontiert sind, sinnvoll helfen. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Kames Capital
Kames Capital ist eine Investmentmanagement-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London. Das Unternehmen ist Teil der Aegon Asset Management-Gruppe.