Keine Trendwende bei Bauzinsen erwartet
Laut dem aktuellen Zinsbericht des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp für den Monat Mai heißt das neue Normal bei Baufinanzierungszinsen 3,5 bis 4,0 Prozent. Obgleich ein Ende der Leitzinserhöhungen wahrscheinlicher wird, sollten Kreditinteressenten nicht mit spürbar sinkenden Baufinanzierungskonditionen rechnen, sagt Mirjam Mohr, Vorstand Privatkundengeschäft der Interhyp. Das Bauzins-Trendbarometer, für das Interhyp monatlich Zinsexperten befragt, kommt zu einem ähnlichen Schluss: Am wahrscheinlichsten seien auf absehbare Zeit schwankende Konditionen.
Die amerikanische Notenbank Fed hat Anfang Mai die Leitzinsen um 0,25 Prozent auf eine Spanne zwischen fünf und 5,25 Prozent erhöht. Auch die EZB erhöhte die Leitzinsen bei der Maisitzung wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Während bei der amerikanischen Notenbank nun eine Zinspause als wahrscheinlich gilt, stehen bei der EZB voraussichtlich weitere Zinsschritte aus. Denn: Die Inflationswelle hat ihren Höhepunkt wahrscheinlich überschritten. Allerdings geht die Teuerung vielerorts nur langsam zurück.
Die Abwägung zwischen Preisstabilität und Schutz der Wirtschaft bleibt ein Balanceakt: In der Eurozone hatte die Wirtschaft zu Beginn des Jahres trotz der Zinswende, anhaltender Lieferkettenprobleme und des Ukraine-Krieges etwas Fahrt aufgenommen. Im ersten Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal sogar um 0,1 Prozent zugelegt. Auch die Wirtschaft in den USA ist im ersten Quartal um 1,1 Prozent gewachsen. Die Konjunktur blieb damit unter den Erwartungen zurück, erweist sich jedoch als stabil.
„Die Märkte reagieren zwar nervös wie zuletzt bei dem durch die CreditSuisse und Silicon Valley Bank ausgelösten Bankenbeben. Gleichzeitig erweisen sich die Nerven der Investoren trotz der Schuldenberge und Risiken als erstaunlich robust“, sagt Mohr. Sie weist darauf hin, dass die Sorgen um die Finanzstabilität jederzeit wieder aufflammen können. Das hätte erneut starke Auswirkungen auf die Rendite der deutschen Bundesanleihen, die seit Jahresbeginn zwischen zwei und 2,7 Prozent stark pendeln und neben den Leitzinsen eine wichtige Benchmark für Baukredite sind.
Für Finanzierungswillige macht sich das Marktumfeld vor allem in den sprunghaften Zinsbewegungen bei Krediten bemerkbar. Im April haben sich die Konditionen für zehnjährige Baudarlehen in einem Korridor von etwa 3,7 bis 3,9 Prozent unter Schwankungen seitwärts bewegt.
Laut Mohr gebe es für Immobilieninteressenten derzeit keinen Grund zu warten. Im Gegenteil: Einerseits steigen aufgrund des Wohnraummangels die Mieten. Andererseits können Interessenten aktuell aus einem so großen Angebot an Eigentumswohnungen und Häusern wählen wie seit Jahren nicht mehr. Zudem seien die Kaufpreise durch die Zinswende im zweiten Halbjahr 2022 flächendeckend gesunken und stabilisierten sich nach neusten Auswertungen ebenso auf dem aktuellen Niveau wie die Zinsen für Darlehen. (DFPA/JF1)
Die Interhyp AG mit Sitz in München ist ein Kreditvermittler für Immobilienfinanzierungen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der niederländischen ING Direct.