Klimaschutz-Taxonomie stellt Immobilienwirtschaft vor Herausforderungen
Die Europäische Kommission hat am 21. April 2021 ihren finalen Delegierten Rechtsakt mit den technischen Evaluierungskriterien für die Klimaschutzziele der Taxonomie veröffentlicht. Auf dieser Grundlage wird vorbehaltlich der Zustimmung des Europäischen Parlaments und des Rates ab 1. Januar 2022 bemessen, wann eine Wirtschaftstätigkeit als nachhaltig im Sinne der Taxonomie gilt. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, unterstützt diesen Schritt als wichtigen Bestandteil der europäischen Klimastrategie.
„Es gibt immer noch viele offene Fragen bei der praktischen Umsetzung. Aber für den Gebäudesektor haben sich noch wichtige Änderungen ergeben, für die wir uns noch einmal besonders stark gemacht haben“, so Jochen Schenk Vizepräsident des ZIA.
Erwähnenswert sei insbesondere die Verbesserung im Bereich der Kriterien für Bestandsgebäude. Künftig kommen als Alternative zu einem ausgewiesenen Energy Performance Rating (EPC) der Klasse A auch Gebäude in Frage, die im Hinblick auf ihren Primärenergiebedarf zu den „Top 15 Prozent“ des nationalen oder regionalen Gebäudebestands zählen. Nicht zuletzt begrüßt der ZIA auch die Entschärfung der Kriterien für den Neubau. Dort hat die Kommission den ursprünglich geforderten Primärenergiebedarf von 20 Prozent unterhalb der nationalen Vorgaben für Niedrigenergiegebäude auf zehn Prozent abgesenkt. „Durch die angepassten technischen Vorgaben bleiben die Klimaschutzziele äußerst ambitioniert. Wir dürfen nicht vergessen, dass die in der europäischen Gebäudeenergierichtlinie umgesetzten NZEB-Vorgaben bereits denen des Pariser Abkommens entsprechen, die durch die Taxonomie nochmals verschärft werden sollen“, sagt Schenk. „Die EPC- und NZEB-Vorgaben werden durch die letzte Überarbeitung jedoch realistischer und laufen dadurch nicht den wichtigen Zielen auch der Renovierungswelle zuwider. Schließlich bedarf es bis 2030 geschätzter 275 Milliarden Euro jährlich, um die angestrebte Verdopplung der Renovierungsrate zu erreichen. Diese immensen Summen setzten jedoch voraus, dass das Erreichen der Taxonomie-Kategorisierung auch realistisch bleibt, um die erforderlichen Investitionen für Kapitalgeber attraktiv zu gestalten“, so Schenk
Als nächster Schritt ist es an der Branche, sich auf den Start der Taxonomie im kommenden Jahr vorzubereiten, so der ZIA. Der Verband wird die Umsetzung unterstützend begleiten und sich für eine brancheneinheitliche „Übersetzung“ der Kriterien einsetzen. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung ZIA
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der deutschen Immobilienwirtschaft. Er hat die Verbesserung des wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und politischen Umfelds der Immobilienbranche zum Ziel. Als Unternehmer- und Verbändeverband sind im Jahr 2006 gegründeten ZIA mehr als 28 Mitgliedsverbände zusammengeschlossen, die für rund 37.000 Unternehmen der Branche sprechen.