Kommentar: Besorgniserregende Diskrepanz bei Hochzinsanleihen

Sinkende Zinssätze, wie sie aktuell infolge der Umkehr der restriktiven Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere der EZB und der Federal Reserve, zu beobachten sind, wirken sich tendenziell positiv auf den Wert von Anleihen aus – auch im Hochzinssegment. Doch Dr. Thomas Umlauft, Head of Fixed Income beim Vermögensverwalter HRK LUNIS AG, warnt, dass die aktuellen Risikoprämien möglicherweise keine ausreichende Entschädigung für das erhöhte Risiko bieten.

Hochzinsanleihen, oft auch als „Junk Bonds“ bezeichnet, sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Emittenten mit einer vergleichsweise niedrigen Bonität ausgegeben werden. Aufgrund der erhöhten Ausfallrisiken dieser Emittenten müssen sie den Investoren als Ausgleich für das höhere Risiko eine überdurchschnittliche Verzinsung bieten.

Vorsicht geboten – steigende Insolvenzen

Der Grund dafür die jüngste Kursentwicklung ist, dass bestehende Anleihen mit höheren Kupons attraktiver werden, da neu ausgegebene Anleihen eine niedrigere Verzinsung aufweisen. In der Folge steigt der Kurs von Hochzinsanleihen auf dem Sekundärmarkt. Dennoch sollte sie mit Vorsicht betrachtet werden. Parallel zur positiven Entwicklung auf dem Anleihemarkt nimmt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weltweit zu, was gerade im Bereich der „Junk Bonds“ die Gefahr birgt, dass immer mehr Emittenten ihre Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht erfüllen können. So meldeten in den USA allein in diesem Jahr bereits über 2.500 Unternehmen Insolvenz nach dem sogenannten Chapter-11-Verfahren an, was mehr als eine Verdopplung gegenüber früheren Jahren darstellt und Parallelen zur globalen Finanzkrise von 2008 aufweist. Diese alarmierende Entwicklung ist jedoch nicht auf die USA beschränkt, sondern global zu beobachten. 2023 stiegen die Insolvenzen weltweit im Schnitt um 29 Prozent an, der stärkste Anstieg seit 2009.

Höhere Ausfallrate auch bei gerateten Emittenten

Besonders bemerkenswert ist, dass auch größere, von Ratingagenturen bewertete Unternehmen zunehmend Zahlungsschwierigkeiten haben. In den USA stieg die Ausfallrate unter diesen Anleiheemittenten seit 2022 von unter zwei auf nahezu sechs Prozent, was deutlich über dem historischen Durchschnitt liegt.

Eine Ausnahme bilden allerdings Unternehmen, deren Anleihen in bedeutenden Benchmarks vertreten sind. Bei diesen ist die Ausfallrate überraschend gering, sie liegt bei weniger als einem Prozent und somit bei nur bei einem Sechstel der Ausfälle aller (von Moody’s gerateten) Emittenten.
Dieser Unterschied ist vor allem auf den Zugang zum Kapitalmarkt zurückzuführen. Große Unternehmen mit Indexrepräsentation verfügen oft über bessere Finanzierungsmöglichkeiten. Während kleine und mittelgroße Unternehmen meist auf die Finanzierung durch (Regional-)banken angewiesen sind, können sich größere Unternehmen direkt am Kapitalmarkt finanzieren. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 nutzten viele der größeren Unternehmen mit Zugang zum Kapitalmarkt die günstigen Finanzierungsbedingungen, um sich langfristig mit günstigem Kapital zu versorgen, indem sie niedrig verzinste Anleihen begaben.

Teurere Refinanzierung – aber niedrige Risikoaufschläge

Nun jedoch stehen viele dieser Unternehmen vor dem Problem, dass die alten Anleihen auslaufen und sie sich zu den aktuell höheren Zinssätzen refinanzieren müssen. Der Zins für Hochzinsanleihen liegt heute etwa 1,5 Prozentpunkte über dem Niveau von vor einigen Jahren. Unternehmen mit schwächeren Bilanzen könnten dadurch in Schwierigkeiten geraten, ihre Schulden zu bedienen, was eine Zunahme von Zahlungsausfällen zur Folge hätte.
Trotz dieser besorgniserregenden Vorzeichen spiegeln die aktuellen Risikoprämien – also der Aufschlag auf die Rendite von Staatsanleihen, den Investoren für das eingegangene Risiko verlangen – die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Unternehmensausfällen nur unzureichend wider. Es ist davon auszugehen, dass die aktuell vorherrschenden Risikoprämien Investoren nicht adäquat kompensieren werden, sobald die Ausfallraten auch bei größeren Unternehmen ansteigen.

Fazit

Zusammenfassend stellt Umlauft fest: Auch wenn Hochzinsanleihen derzeit noch gut performen, könnte sich das Blatt bald wenden. Die ökonomischen Rahmenbedingungen deuten auf eine steigende Zahl von Ausfällen hin, während die aktuellen Risikoprämien möglicherweise keine ausreichende Entschädigung für das erhöhte Risiko bieten. (DFPA/abg)

Die HRK LUNIS AG entstand 2022 durch die Fusion der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH und der LUNIS Vermögensmanagement AG und ist einer der größten bankenunabhängigen Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum. Das Unternehmen berät Privatkunden, Unternehmer und semiinstitutionelle Kunden in allen Belangen ihres Vermögensmanagements. An acht Standorten in Deutschland werden über 5 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet (Stand: 31.12.2023).

HRK Lunis

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