Kommentar: Duration ist endlich wieder ein Risiko, das sich lohnt
Das vergangene Jahr hat die Anleger verschreckt, die sich während des historischen Ausverkaufs im Jahr 2022 die Finger am Durationsrisiko verbrannt hatten. Doch sie müssen das Durationsrisiko nicht mehr fürchten, denn die neu bewerteten Staatsanleihen bieten Renditen, die angesichts der sich verschlechternden makroökonomischen Bedingungen und der Desinflation sinken werden, so merkt Colin Finlayson an, Fixed Income Investment Manager bei dem Vermögensverwalter Aegon Asset Management.
Eine Eigenschaft von festverzinslichen Anlagen sei, dass sie umso riskanter werden, je teurer sie werden, da ihr Durationsrisiko steige. Das schaffe die Voraussetzungen für den perfekten Sturm nach der Pandemie, der den Anleihemarkt heimsuchte und ihm 2022 eines der schlechtesten Jahre in der Geschichte bescherte. Doch nichts währe ewig: Eine Reihe von Schlüsselfaktoren seien aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass das Durationsrisiko jetzt wieder ein Vorteil sein könne. Also stelle sich nur eine Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann? Angesichts der extremen Neubewertung der Staatsanleihemärkte seit den Renditetiefs von 2020 – in diesem Zeitraum stiegen die Renditen zehnjähriger britischer Gilt- und US-Treasury-Anleihen um fast 450 Basispunkte, während die zehnjährigen Renditen in Deutschland im gleichen Zeitraum um rund 350 Basispunkte stiegen – bieten Staatsanleihen laut Kommentar jetzt überzeugende Bewertungen. Renditen von rund vier Prozent seien nicht nur nicht zu verachten, sondern bieten Anlegern auch ein wichtiges Einkommenspolster und einen sicheren Hafen. Verbesserte Bewertungen bedeuteten, dass die Duration wieder als Absicherung gegen Risiken dienen kann. Mit einer höheren Ausgangsbasis als in den vergangenen Jahren hätten die Renditen nun Spielraum, um in einer Situation der Flucht in Qualität zu wechseln. Das war laut Kommentar zu beobachten, als im März die Spannungen bei den US-Regionalbanken auftraten und dann noch einmal, als First Republic Anfang Mai scheiterte. Da die Duration erneut als stabilisierender Faktor wirkte, sei sie in einer Zeit makroökonomischer Unsicherheit noch attraktiver. Angesichts des Rückgangs der Inflation und der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit müssten die Anleger nicht zum ersten Mal seit 18 Monaten einen Anstieg der Renditen befürchten. Dank der sinkenden Inflation, der schwächeren Konjunkturdaten und der Spannungen im Finanzsystem könnte der Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken nun zu Ende gehen: Die Argumente gegen Zinserhöhungen und für eine Pause werden laut Kommentar immer stärker.
Für Anleiheinvestoren, die ein Durationsrisiko haben, sei diese Entwicklung entscheidend, da sie die Renditen begrenze und damit die Nachteile des Haltens von Anleihen verringere. Nach den Folgen der großen Preisanpassung von 2021/22 brauchen die Anleger das Durationsrisiko nun nicht mehr zu fürchten. Da das Risiko höherer Renditen nun deutlich geringer sei und durch das Potenzial niedrigerer Renditen ersetzt wurde und Staatsanleihen wieder mehr wie eine Absicherung gegen Risiken wirken, liegen laut Finlayson die Vorteile für Anleger, die das Durationsrisiko in ihre festverzinslichen Allokationen einbeziehen, auf der Hand. Natürlich bewege sich nichts jemals geradlinig und die Notwendigkeit, die Duration aktiv zu managen, sei von entscheidender Bedeutung – sowohl im Hinblick auf das Gesamtrisiko als auch auf die Märkte, aus denen man die Duration bezieht – aber alles ausgehend von einem Ausgangspunkt, der eher mehr als weniger Durationsrisiko beinhalte. (DFPA/mb1)
Aegon Asset Management ist der Vermögensverwaltungszweig des niederländischen Versicherungskonzerns Aegon. Er beschäftigt 1.200 Mitarbeiter weltweit und verwaltet in den Anlageklassen Fixed Income, Real Assets, Equities und Multi-Asset & Solutions ein Vermögen in Höhe von 292 Milliarden Euro für Pensionspläne, öffentliche Fonds, Versicherungsgesellschaften, Banken, Vermögensverwalter, Family Offices und Stiftungen. (Stand: 31. Dezember 2022)