Kommentar: "Günstiges Finanzmarkt-Umfeld konfrontiert mit unberechenbarem Spielverderber"
Die aktuelle Entwicklung der globalen Konjunktur und der Finanzmärkte ist durch eine zunehmende „Reflationierung“ des Systems geprägt. „Dabei führt die äußerst lockere Geldpolitik der Zentralbanken zu einer Kombination von leicht höheren Inflationserwartungen, stärkerem Güterkonsum und Wirtschaftswachstum sowie tendenziell höheren langfristigen Zinsen“, äußert sich Beat Thoma, CIO bei dem Vermögensverwalters Fisch Asset Management in Zürich, in einem Kommentar. Diese Entwicklung verlaufe aber sehr moderat und kontrolliert. „Wir erkennen derzeit keine Übertreibungen oder Ausreißbewegungen. Insgesamt ergibt dies ein günstiges Umfeld für Finanzmärkte, da sowohl die monetären als auch die konjunkturellen Triebkräfte in einem gesunden Gleichgewicht sind“, sagt Thoma.
Ein unberechenbarer Spielverderber werde zunehmend die starke zweite Covid-19-Welle. Die Entwicklung sei sehr gefährlich und könne außer Kontrolle geraten. ´“Insbesondere in Europa und in den USA sehen wir aktuell enorme Unsicherheiten, die sich negativ auf die Finanzmärkte auswirken könnten. Es gibt aber verschiedene Lichtblicke: Die Einführung von Impfstoffen schon im Dezember wird immer wahrscheinlicher. Die Phase-III-Tests sind abgeschlossen und die Zulassungen rücken näher“, so Thoma. Ein Vergleich mit der Spanischen Grippe von 1918/1919 zeige, dass es damals auch zu einer starken zweiten Welle im Herbst 1918 kam, die aber Ende Oktober ihren Höhepunkt überschritt, obwohl keine Impfstoffe zu Verfügung standen. Auch blieben die Todesfallraten in den meisten Ländern auf tiefem Niveau und zwei wirksame Medikamente sowie bessere Therapiemethoden seien bereits in der Anwendung. Zudem sei in absehbarer Zeit mit neuen, erfolgversprechenden Antikörpermedikamenten zu rechnen.
Generell seien die Bewertungen der Finanzmärkte in Anbetracht der tiefen Zinsen in einem neutralen Bereich. Beispielsweise lägen die Dividendenrenditen noch immer rund 1,8 Prozentpunkte über den Geldmarktzinsen. Dies stelle im historischen Vergleich eine hohe Risikoprämie dar. Auch an den Märkten für Unternehmensanleihen existierten derzeit keine größeren Übertreibungen. In verschiedenen Emerging Markets finden sich laut Thoma sogar interessante Anlagegelegenheiten. Eine Ausnahme bildeten die Staatsanleihenmärkte, die teuer bewertet sind und durch die leicht höheren Inflationserwartungen unter Druck stehen. Allerdings wirkten im Moment noch positive Kräfte, die einen Zinsanstieg dämpfen. „Trotz diesem insgesamt günstigen aktuellen Umfeld bleiben wir neutral positioniert, bis mehr Klarheit über die weitere Entwicklung der Covid-19-Pandemie und die US-Präsidentschaftswahlen herrscht“, sagt Thoma. (DFPA/mb1)
Quelle: Marktkommentar Fisch Asset Management
Fisch Asset Management ist ein auf ausgewählte Anlagestrategien spezialisierter Asset Manager und bietet Wandelanleihen, Corporate Bond sowie Multi Asset/Absolute Return Lösungen an. Das Unternehmen verwaltet mit 90 Mitarbeitern Vermögen in Höhe von rund zehn Milliarden Schweizer Franken (neun Milliarden Euro) von institutionellen Anlegern vornehmlich aus Europa.