Kommentar: Hohe Nachfrage absorbiert Flut von Anleiheemissionen
In seinem aktuellen Kommentar „MyStratWeekly“ wundert sich Axel Botte, Chefstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, darüber, dass die Flut von Anleiheemissionen und eine positive Überraschung beim US-Verbraucherpreisindex keine nennenswerten Auswirkungen auf die Anleihemärkte und risikobehafteten Vermögenswerte hatten.
Botte: „In den wenigen Wochen des neuen Jahres wurden bereits Staats- und Unternehmensanleihen im Volumen von 192 Milliarden Euro begeben. Die Flut von Anleiheemissionen stößt auf eine starke Nachfrage seitens der Endanleger, die zum Teil durch Zuflüsse von sieben Milliarden US-Dollar seit Jahresbeginn in globale Anleihefonds angeheizt wird. Die weltweiten Geldmarktzuflüsse erreichten nach Angaben der BofA 39,7 Milliarden US-Dollar Im Euroraum führt die Rückkehr ausländischer Zentralbanken und Staatsfonds zu einer steigenden Nachfrage nach neuen Staatsanleihen. Bei der spanischen Anleiheemission wurden Aufträge in Höhe von 130 Milliarden Euro für eine zehnjährige Anleihe mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro und einer Rendite von 3,25 Prozent entgegengenommen, während vergleichbare Papiere nur wenige Wochen zuvor noch bei vier Prozent gehandelt wurden.“
Die Spreads halten sich laut Botte gut. Die Renditenaufschläge für Hochzinsanleihen seien in den Vereinigten Staaten und in Europa im Zuge der Erholung der US-Aktienmärkte sogar deutlich zurückgegangen. Die Renditen risikofreier Anleihen sind dennoch gestiegen, allerdings ohne nennenswerte Beschleunigung – trotz der überraschend hohen US-Inflation und der zögerlichen Kommentare der Zentralbanker, die eine vorzeitige Entlastung offensichtlich vermeiden wollen. Schließlich seien die finanziellen Rahmenbedingungen günstig, und so wollten die Zentralbanken eine Lockerung nicht anheizen.
Die Atlanta Fed schätzt den Anstieg der Löhne im Dezember auf 5,2 Prozent im Jahresvergleich. Das Lohnwachstum ist seit September 2023 konstant geblieben. Darüber hinaus dürften potenzielle Angebotsschocks im Zusammenhang mit dem Anstieg der Seefrachtpreise und möglichen Problemen in der Versorgungskette die Annäherung der Verbraucherpreise an das Ziel der Zentralbanken von zwei Prozent verzögern. Beim Anstieg der Inflation nach der Covid-Krise spielten nämlich Angebotsfaktoren die Hauptrolle. (DFPA/mb1)
Ostrum Asset Management ist ein Vermögensverwalter mit Hauptsitz in Paris. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers.