Kommentar: Inflationsentwicklungen in den USA und Europa
Nitesh Shah, Director Research bei dem US-amerikanischen ETP-Anbieter Wisdom Tree, hat die Inflationsentwicklungen in den USA und Europa kommentiert und geht dabei auf die Absicherung des Portfolios durch Rohstoffe ein: „Die Inflation wird zu einem Dauerthema, das möglicherweise nicht so kurzfristig ausfällt, wie der Markt erwartet hatte. Die Kerninflation, zu der Lebensmittel- und Energiepreise nicht mitgezählt werden, lag sowohl bei den Verbraucher- als auch bei den Produktionsdaten über den Erwartungen.“
Demzufolge scheinen neben den volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreisen weitere Faktoren diesen Trend anzutreiben. Einige Titel sorgten für einen Preisschock: So sind die Preise für Gebrauchtwagen im Monatsvergleich um 10,5 Prozent gestiegen (45,2 Prozent im Jahresvergleich). Da die Federal Reserve (Fed) im vergangenen Jahr ihr Ziel anpasste, um die durchschnittliche und nicht nur die punktuelle Inflation zu betrachten, dürften höhere Inflationsraten in den USA toleriert werden. Zusammengefasst bedeute dies, dass die Zentralbank eine höhere Inflation zulassen wird, um Phasen mit einer niedrigeren Inflation auszugleichen.
In Europa hätten sich die monetären Spielregeln verändert: Die Europäische Zentralbank (EZB) habe ihr Inflationsziel angepasst. Zukünftig werde sie die Inflation von zwei Prozent als Richtwert und weniger als Obergrenze betrachten. Dies bringe die Zentralbank in Einklang mit der Fed. Phasen, in denen die Inflation unter zwei Prozent liegt, werden demzufolge durch Phasen ausgeglichen, in denen die Inflation über zwei Prozent liegt.
Während die steigende Inflation die geldpolitische Lockerung antreibt, könnten zunehmende Covid-Fälle die Zentralbank davon abhalten, vorzeitig auf die Bremse zu drücken. Selbst die Andeutung, die Bremse zu drücken, könnte in der Zeit der erhöhten Sensibilität vonseiten der Anleger gegenüber der geldpolitischen Leitlinie der Fed tabuisiert werden. Jerome Powell, Vorsitzende der Fed, sagte, dass er sich zwar unwohl fühle, wenn die Inflation deutlich über dem Zielwert liege, es aber ein Fehler wäre, zu früh zu reagieren. Als Ursache für die Inflation nannte er pandemiebedingte Engpässe. Seiner Ansicht nach dürften diese Engpässe vorübergehender Natur sein. Das spiele die zunehmende Nachfrage herunter, die vermutlich zur Inflation beiträgt und die weniger vergänglich sein dürfte.
Die zehnjährigen Breakeven-Raten (ein Indikator für die Inflationserwartungen) steigen erneut, nachdem sie im Mai 2021 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Weitere Kennzahlen für Inflationserwartungen könnten zudem unter Aufwärtsdruck geraten.
„Unserer Ansicht nach dienen breite Rohstoffkörbe und Gold als Absicherung gegen eine Inflation. Da die erhöhten Inflationszahlen möglicherweise nicht nur temporär sind, könnte das Investment nicht nur taktischer, sondern auch strategischer Natur sein“, sagt Shah. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Wisdom Tree
Wisdom Tree ist ein US-amerikanischer ETF-Anbieter. Das Unternehmen legte seinen ersten ETF 2006 auf und fokussiert sich auf Dividenden- und Small-Cap-Strategien. In Europa ging Wisdom Tree im Oktober 2014 an den Start.