Kommentar: Klimaaktivistisches Investieren als notwendiger Hebel
Die Ausübung von Aktionärsrechten ist ein zentraler Wirkhebel, um mit Investments Impact zu erzielen, meint Andreas von Angerer, Head of Impact bei der Plattform Inyova Impact Investing.
Die Klimakrise bedroht nicht nur den Planeten, sondern bietet auch klare Argumente, mehr Nachhaltigkeit bei den Unternehmen zu fordern. Um die globale Wirtschaft klimakompatibel für die Zukunft aufzustellen, braucht es das Engagement der Investierenden mit den Unternehmen, insbesondere auch der vielen Kleinanlegenden. Statt wie bislang auf inkrementelle Verbesserungen beim Fußabdruck hinzuarbeiten, stehe beim klimaaktivistischen Investieren der Handabdruck (also die Produkte und Dienstleistungen) im Mittelpunkt, so von Angerer. Das kann auch die Strategie und Strukturen des Unternehmens betreffen.
Hauptversammlungen bieten sich als Plattform an, um Diskussionen voranzutreiben und neue Ideen zur Abstimmung zu stellen. Dafür braucht es eine starke, aktive Gemeinschaft von Investierenden, die solchen Anliegen ihr Gehör schenken und für Mehrheitsentscheidungen sorgen. Auch bei Unternehmen, deren Produkte nicht direkt klimaschädliche Emissionen produzieren, ist es wichtig, auf eine Veränderung bei deren Geschäftstätigkeiten hinzuwirken, meint von Angerer. Ein Beispiel seien die so genannten “advertised emissions”, die durch die mit Marketing erzeugte Nachfrage für klimaschädliche Produkte entstehen. Diese gelte es zu reduzieren, und zwar aus zwei Gründen: erstens, um die Fähigkeit, das Verhalten der Konsumierenden zu beeinflussen, dafür zu nutzen, dass sie klimafreundlichere Alternativen kaufen. Zweitens, damit man auch der nächsten Generation, die deutlich klimabewusster ist, einen attraktiven Arbeitsplatz bieten kann, in einer Branche, deren wichtigste Ressource junges, kreatives Talent ist.
Alle Anlegenden sind Anteilsinhabende durch ihr Geld in den Rentensystemen, Lebensversicherungen und letztlich der direkten Kapitalanlagen. Die Vielzahl der Investierenden über ihre Eigentumsrechte derzeit noch nicht aus, so von Angerer. Das Ergebnis ist eine zu starke Fokussierung auf kurzfristige Ergebnisse anstatt auf eine langfristige Wertentwicklung und den notwendigen Wandel. Klimaaktivistisches Investieren kann das ändern. (DFPA/abg)
Die Inyova AG wurde 2017 in Zürich gegründet, 2019 ging die umfassende Plattform für digitales Impact Investing an den Start. Das Unternehmen wird von Tillmann Lang und Erik Gloerfeld geleitet. Die beiden sind ehemalige Umweltwissenschaftler, Mathematiker sowie McKinsey-Berater.