Kommentar: Warum "Dividendenstrategen" die Dividenden vernachlässigen sollten
Der Mai ist der Lieblingsmonat der deutschen Dividendenjäger: Mehr als die Hälfte der DAX-Konzerne schütten in diesem Monat die Gewinne an ihre Aktionäre aus. Je höher die Dividende, desto besser? Wie erfolgreich Dividendenstrategen in den vergangenen 15 Jahren abschnitten, verrät Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst des Multi Family Offices HQ Trust. Er verglich zunächst die Total Return Performance des marktbreiten MSCI World Index mit der des MSCI World High Dividend Yield Index.
Dieser setzt nur auf die Unternehmen, die überdurchschnittliche Dividendenrenditen bei zugleich hochwertigen Bilanz- und Einkommenszahlen versprechen. Die zusätzliche Berücksichtigung der Qualitätskennzahlen soll sicherstellen, dass die Dividenden ausreichend durch Gewinne gedeckt sind und auch in Zukunft noch in gleicher Höhe gezahlt werden können. Kielkopfs Analyse umfasst den Zeitraum von Januar 2008 bis April 2023. „In den vergangenen rund 15 Jahren konnte die klassische Dividendenstrategie eine Rendite von 7,9 Prozent jährlich erzielen, was allerdings hinter dem MSCI World zurückbleibt, der im gleichen Zeitraum auf ein Plus von 8,6 Prozent pro Jahr kam. Nach mehreren Jahren der Underperformance konnten sich Dividendenstrategen im letzten Jahr wieder über bessere Zeiten freuen. Seit Ende 2021 konnten sie 2,8 Prozent gewinnen, während der MSCI World 7,6 Prozent abgab“, so Kielkopf.
Dass die Berücksichtigung von fundamentalen Unternehmenskennzahlen durchaus Sinn mache, die Dividenden dabei allerdings keine zu große Rolle spielen sollten, zeige die Performance der „Qualitäts-Value-Strategie“, welche auch als „Quality at a reasonable price“, kurz „QARP“-Strategie, bekannt ist. Ähnlich wie bei der klassischen Dividendenstrategie werde dabei auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit niedriger Bewertung gesetzt, die Höhe der Ausschüttungen allerdings außen vorgelassen. Dazu teilte Kielkopf die Aktien des MSCI World anhand gängiger Value- und Quality-Kennzahlen in Quadranten ein und berechnete die Performance der Unternehmen, die in beiden Dimensionen überdurchschnittlich waren. „Die beiden Anlagestrategien sind relativ ähnlich. In beiden Fällen geht es um Unternehmen mit hoher Qualität bei zugleich niedriger Bewertung. Blickt man auf den Kursverlauf zeigt sich, dass sich beide Ansätze grundsätzlich sehr ähnlich entwickeln: Steigt die Dividendenstrategie, geht in der Regel auch Quality-Value nach oben – und umgekehrt. Trotzdem schnitt die Strategie, die die Dividendenhöhe nicht beachtete, mit einer Überrendite von 2,6 Prozent jährlich deutlich besser ab: Das Plus hätte hier bei 10,5 Prozent jährlich gelegen. Das gilt auch für die Erholungsphase seit Ende 2021, in der Quality-Value sogar um 5,4 Prozent zulegen konnte“, so Kielkopf. (DFPA/mb1)
Die HQ Trust GmbH ist das Multi Family Office der Familie Harald Quandt. Das Unternehmen betreut große Familienvermögen, Stiftungen und institutionelle Anleger bei der Vermögensstrukturierung, der Vermögenskontrolle sowie der Vermögensverwaltung. Zudem fungiert das Unternehmen mit Sitz in Bad Homburg als Berater für institutionelle Anleger, Pensionskassen und Versorgungswerke.