Ländervergleich: Sinkende Immobilienpreise in Deutschland, Frankreich trotzt Krise mit niedrigeren Bauzinsen
In Deutschland steigen die Bauzinsen weiter an und lassen die Immobilienpreise nahezu flächendeckend sinken. In den Nachbarländern Frankreich und Belgien zeigt sich der Immobilienmarkt hingegen deutlich robuster: Die Zinsen für Immobilienkredite sind niedriger und die Angebotspreise von Wohneigentum steigen weiterhin leicht. Das ist das Ergebnis des AVIV Housing Market Report für das dritte Quartal. Darin werden die Entwicklungen und Preise auf den Immobilienmärkten in Deutschland, Frankreich und Belgien analysiert. Der Report entsteht in Zusammenarbeit mit den Immobilienportalen meilleurs agents und Immoweb, die ebenso wie das Portal Immowelt Teil der AVIV Group sind.
Das Preisniveau für Wohneigentum in den größten Städten Frankreichs zeigt sich weitestgehend stabil. In Paris geben die Kaufpreise mit minus 0,2 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal nur minimal nach. Mit 10.401 Euro pro Quadratmeter ist das Preisniveau in der französischen Hauptstadt ohnehin hoch. Zum Vergleich: Selbst in München, der mit Abstand teuersten Stadt Deutschlands, zahlen Käufer mehr als 1.000 Euro weniger für den Quadratmeter (9.221 Euro). Neben Paris stehen lediglich in Rennes (minus 0,3 Prozent) und Nizza (minus 0,4 Prozent) im Vergleich zum Vorquartal leichte Rückgänge zu Buche. Ansonsten verzeichnen Frankreichs Städte weiterhin ein leichtes Wachstum der Preise: In Nantes erhöht sich das Preisniveau von Wohneigentum um 1,9 Prozent, in Marseille um 3,5 Prozent und in Montpellier gar um 3,7 Prozent.
Eine gänzlich andere Situation zeigt sich in Deutschland. In Deutschland stiegen die Preise im ersten Quartal 2022 noch. Im zweiten Quartal folgten bereits erste Korrekturen in einigen Städten. Dieser Trend weitet sich nun aus, insbesondere in den größten Städten des Landes, wo die Wohnungspreise seit Juli in 13 von 14 Städten gefallen sind. Die stärksten Rückgänge verzeichnen Hannover und Essen mit minus 3,7 Prozent in den letzten drei Monaten. Diese Korrektur hat auch die drei wichtigsten Wirtschaftszentren nicht verschont: Berlin (minus 0,6 Prozent), Hamburg (minus 1,7 Prozent) und München (minus 2,4 Prozent) haben nach Jahren des Preisanstiegs ihren Aufwärtstrend gestoppt. Die einzige Ausnahme ist Dresden, das in den vergangenen drei Monaten immer noch einen positiven Trend aufweist (plus 3,3 Prozent). Ein Grund für die unterschiedlichen Preisentwicklungen sei das Niveau der Bauzinsen. In Deutschland seien diese zuletzt stark gestiegen. Für Immobilienkredite mit 20-jähriger Zinsbindung haben sie sich mehr als verdoppelt: Von 1,5 Prozent im Januar auf rund 3,8 Prozent im Oktober. Deutlicher moderater war der Anstieg im Nachbarland Frankreich. Französische Immobilienkäufer konnten sich zu Jahresbeginn noch für ein Prozent Zinsen Geld leihen, im Oktober erreichte der Zinssatz 1,9 Prozent - die Hälfte dessen, was Käufer in Deutschland derzeit kalkulieren müssen. In Frankreich wird die Zinsobergrenze für Immobilienkredite einheitlich von der französischen Zentralbank festgelegt. Sie liegt maximal ein Drittel über dem durchschnittlichen effektiven Zinssatz, der im Laufe des vorangegangenen Quartals von Kreditinstituten für alle Immobiliendarlehen gleicher Art angewandt wurde. Ein so rapider Anstieg der Bauzinsen wie in Deutschland ist von Gesetzes wegen gar nicht möglich.
In Belgien wird für Immobiliendarlehen derzeit ein Zinssatz von 3,0 Prozent fällig. Das Preisniveau klettert nahezu im ganzen Land moderat: In der Hauptstadt Brüssel verteuert sich Wohneigentum um 1,3 Prozent. In Antwerpen (plus 0,9 Prozent) und Brügge (plus 3,8 Prozent) liegt ebenfalls ein weiteres Wachstum der Preise vor. (DFPA/mb1)
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